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Versgebung nicht zu gute kam („Der Sülfmeifter" 1883, „DerNaugraf" 1884, „Das schwarze Weib" 1894). — Der zweite Haupt-erbe Scheffels ist Rudolf Baumbach (geb. 1842) aus Kranich-seld im Herzogtum Sachseu-Meiuiugen. Er hat Naturwissenschaftstudiert und als eifriges Mitglied des Alpeilvereins ein „Gaudeamussür Bergsteiger" unter dem Titel „Enzian " mit seinen Beiträgenunterstützt; dabei wnrde er als lyrisch-humoristisches Talent entdeckt,und nun läßt er jedes Jahr ein niedliches Bändchen erscheinen,das in hübscher Ausstattung gern verschenkt wird („Zlatorog", eineAlpensage 1877, „Sommermärchen" 1881, „Spielmannslieder"1881). Baumbach hat mehr Eigenart als Wolff : die liebevolleVersenkung iu Einzelheiten der Alpenwelt kommt seineil Liedernzu gut, auch eiu gewisser lehrhafter Zug giebt deu allzu flüssigeilVerslein etwas Halt.
Nicht Scheffel und der „Ekkehard" und die Lieder des „Gau-deamus" allein, sondern die ganze historisch-politische Dichtung, zudereu Epigoneu eigentlich Scheffel schou selbst gehört, hat die be-rüchtigte Jnvasiou des „historischen Romans" in seiner Entartungverschuldet. Es kam eine Richtung auf, der die Äußerlichkeitenalles waren, eine leere Meiningerei in echten Kostümen, aber ohnelebendige Talente. Am äußerlichsten faßte den historischen Romansein talentvollster Vertreter auf: Georg Ebers (1837—1898) ausBerlin . Er kam fast zufällig in diese Übung: der gelehrte Ägyp-tolog (1865 Privatdocent in Jena, 1870 Professor in Leipzig bis 1889; seitdem im Ruhestand in München und Tutzing ) wolltedem Publikum ein populäres Bild der Zustände im alten Ägypten geben, wie etwa früher schon der Franzose BartbFlemy (1716 bis1795: „Vova^e 6n ^euns ^naol^i8is en Llrsve" 1758) oder Goethes„Ildi^ue", der gelehrte Böttiger (1760—1835) nnd andere in Ro-mansoriil Hellas nnd Rom geschildert hatten. So entstand dasBuch „Eine ägyptische Königstochter" (1864). Dauernde Probleme,die wirklich in Ägypten anch eine große Rolle gespielt hatten, wieder Kampf zwischen Königs- nnd Priestertum, waren geschickt hin-eingezogen, um eine merkwürdige, unbekannte Welt uns geistig an-zunähern. „Narda" (1877) zeigte in stilistischer Hinsicht, „Homosmn" (1873), aus dem altchristlichen Ägypten , in psychologischerentschiedene Fortschritte. Der Jubel war groß, und Berlins maß-gebender Kritiker, Karl Frenzel , kompromittierte sich unverlöschlich,iiidem er Ebers ' geschickten Requisitenroman mit Flauberts düster-