Wissenschaftliche Litteratur.
579
Vorlesungen; aus ihnen ging auch das wertvolle Unternehmen der„Sammlung gemeinverständlicher Vorträge" hervor, das für dieVerbreitung zuverlässiger Kenntnisse in den besseren Kreisen desPublikums Großes geleistet hat. Hier wirkten denn auch andereGelehrte mit, die trotz engerer Begrenzung ihres wissenschaftlichenFaches weitherziges Interesse und vielseitige Berührungen nichtverleugneten: der Ästhetiker Friedrich Theodor Bischer undder Philosoph David Friedrich Strauß , der Archäolog ErustCurtius, den gerade in jenen Vorlesungen die spätere KaiserinAugusta „entdeckt" uud als Lehrer des zukünftigen KaisersFriedrich ausgewählt hatte, der Historiker der Philosophie EduardZeller (geb. 1814) und andere. Der Geograph Oskar Peschel (1826—1875) und der um das Verständnis der „Naturvölker"verdiente Philosoph Theodor Waitz (1821—1864: „Anthro-pologie der Naturvölker 1859 ff.) eroberten weite Kreise für diebisher streng fachgelehrte Geographie und Ethnologie, und dergroße Chemiker Angust Wilhelm Hofmann (1818—1892) wußtesogar, seit Liebig der erste, der „klösterlichen" Chemie populäreSeiten abzugewinnen. In niemandem aber verkörperte sich diesebelebte und belebende Kraft der Wissenschaft, ihre Wechselwirkungmit dem Leben, ihre erzieherische Macht schöner als im FriedrichAlbert Lange (1828 — 1875) ans Wald bei Solingen , demTurner und Politiker, Nationalökonomen und Interpreten Schillers,Psychologen und Historiker der Philosophie, dessen „Geschichte desMaterialismus" (1865) und dessen „Arbeiterfrage " (1865) sowohlwegen ihrer lichtvollen, lebendigen Darstellung wie wegen der Liebens-würdigkeit der überall aus ihnen hervorleuchtenden Persönlichkeitdes Autors zu den wirksamsten Büchern der Zeit gehörten. Insolcher Schnle erwuchsen dann wieder Meister wie TheodorGomperz (geb. 1832) aus Brünn , dessen klassisches Werk „Grie-chische Denker" (1896) uns so glänzend über die innere Verwandt-schaft alten und neuen Denkens belehrt, und Ernst Mach (geb.1838), der Philosoph der exakten Wissenschaften, dessen „Populär-wissenschastliche Vorlesungen" (1896) die typische Geschichte dermenschlichen Erkenntnis so sachlich und zugleich mit so warmemAnteil erklärten wie nur einst Goethe in seinen „Meteoren des litte-rarischen Himmels". Eine dritte Generation fand dann für denGeographen Friedrich Ratzel (geb. 1844), den Theologen AdolfHarnack (geb. 1851), den Historiker Karl Lamprecht (geb. 1856)
37»