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1860—1870,
„Jobsiade" (1784) durch den Gegensatz zu der Mondscheinpoesieauf seine grotesken Reimeu und grobkomischen Illustrationen kam.Die Schulung an Heine half; doch hat sich Busch erst allmählichzu jener erstaunlichen Leichtigkeit des komischen Reims herauf-gearbeitet, die seine besten Werke, vor allem die „Fromme Helene"auszeichnet. Hier entspricht wirklich der ebenso selbstverständlichewie unmögliche Reim dem „wahnsinnigen Spiel des Znfalls, derphantastischen Aufhebung der Naturgesetze", die Bischer als einenbezeichnenden Zug bei den Bilderhumoristen hervorhebt. Geradediese Reime und daneben die schelmische Willkür der Schlußmoralhalten Uns fortwährend im Gedächtnis, daß es sich eben um einkühnes Spiel handelt — eine Empfindung, ohne die der skeptisch-pessimistische Grundton die humoristische Wirkung zerstören würde.
Aus dieser Art des „tendenziösen Spiels" ist Busch aber dochin der mittleren Periode seines Schaffens herausgetreten und geradedamals hat er das Höchste erreicht. Dem Schopenhauerianer, demliberalen Protestanten, dem Realisten war ein natürlicher Gegen-satz znr Kirche und besonders zum Katholicismus angeboren. Alsnun der „Kulturkampf" kam, begeisterte der heroische Anfang diesesUnternehmens, das so wenig heroisch schließen sollte, den in München in der Atmosphäre der Döllinger und der Kanlbach lebendenSatiriker zu eifrigster Parteinahme. Nun erschien (1870) der„Heilige Antouius", dem „die fromme Helene" (1871) undder geringere „Pater Filucius" (1873) folgten — letzteres eineaufdringlich deutliche Tendeuzsatire. Allgemein politische Tendenzerfüllte den „Geburtstag" (1873), der gegen die Partiknlaristenin der hannoverschen Heimat zu Felde zog. Die „Kritik desHerzens" bedeutete den Abschied von der öffentlichen Kampfes-thätigkeit. Ihre mildere, weichere Stimmung zeigt sich auch nochin der „Knopp-Trilogie": „Abenteuer eines Junggesellen" (1875),„Herr und Frau Knopp" (1876), „Julchen" (1877), in derdie typische Zeichnung nun zur Darstellung eines ganzen Durch-schnittlebens fortschreitet. Auch sie ist reich an glücklichen Wortenund Gebärden, doch die alte Frische der Erfindung zeigt sich nurnoch in einem Überbleibsel aus der kultnrkämpferischen Episodeidem Eremiten Krökel — der letzten wirklich zu dem grotesken Stileines Rabelais aufsteigenden Schöpfung Buschs. Die Befriedigungam Kampfe hatte ihm wohlgethan; nun folgte die Enttäuschung.Die späteren Bücher sind nur noch Selbstkopien, wenn auch nicht