652 1860-1870,
Hopfen an Ernst überragend, aber als Plauderer und Dramatikerbehaglich in der Sphäre einer bequem anregenden Nonchalancebeharrend. Diese Reihe setzt sich dann weiter fort, in das nächsteJahrzehnt tief hinein. Da ist vor allem ein kleines Pikett wohlgemuterkleiner Talente, die die eigenen Erlebnisse frisch und lustig auszu-münzen verstehen. Emil Maria Vacano (1840-1892) aus Schön-berg an der mährisch-schlesischen Grenze sprang aus dem Kloster inden Zirkus und zog als „SignorinaSangumetta die berühmte Schul-reiterin" im Venetianischen nmher, dem Abenteurerleben der fahrendenLeute so von Herzen ergeben wie vorher den Meditationen derlateinischen Kirchenväter. Dann streifte er in seinem lieben Öster-reich herum, ließ sich als Kunstreiterin und in der Mönchskuttephotographieren und machte zwei Heiraten durch — „Patriarch undGigerl" zugleich, wie er sich (nach Roseggers Zeugnis) einmal unter-schrieb. Nachher betete er wieder fromm in den Kapellen und schriebasketisch-Philosophische Bücher: „Die Heiligen " (1866) „Die Gottes-mörder" (1870). Mehr in seinem Element war er doch in den flottenGeschichtchen von Komödianten und Humbug, „leichter Ware"(wie ein Bändchen heißt), aber rasch auf den Effekt lossteuernd.Er ward übersetzt, ins Französische, Italienische, Ungarische , Hollän-dische; er ward — wie Sacher-Masoch — verschlungen von er-hitzten Lesern und Leserinnen. Er schrieb auch kein Deutsch, aberer konnte es wenigstens nicht besser. — Oder Alexander vonRoberts (1845—1896) aus Luxemburg, ein preußischer Offizier,der sich (1873) in die journalistische Laufbahu warf, dann (1875-—1883) in den Militärdienst zurücktrat, bis ihn die Krönung seinerunbedeutenden Skizze „Es" (1883) dauernd für den schriftstelle-rischen Beruf gewann. Die Offizierszeit hatte dem liebenswürdigenund strebsamen Manne das Auge geschärft für wirkliche Dinge.Ausgezeichnet versteht er es, etwa „die zackige Häuserreihe", die demaus einem Pariser Fenster Blickenden den Horizont begrenzt, wieder-zugeben, oder ein Kantinenzimmer zu zeichnen mit der „viel zugroßen Büste des Kaisers aus jüngeren Jahren, mit einem brauu-vertrockneten Lorbeerkranz. Daneben hingen die Jugend bilder Na-poleons III. und Eugenies, zwei lieblich und unschuldig aussehendePersönchen". Doch auch die Bewegung lebendiger Wesen giebtder geschulte Blick scharf wieder: „sie ließ den Wein hinabgleiten,den Kopf weit zurückgebogen, daß man die fast gierige Schluckbe-weguug ihres wundervollen Halses sah". Sein Specialgebiet war,