ggg 1860-1870.
Autoren wie Lucian (in Wielands Übersetzung) nicht „ein Leben vollSonnenschein, voll stillen Wachstums von innen und außen". Alser dann aus der Schule in ein Geschäft mußte, war es wenigstensein Buchladen mit einem bequemen „philosophischen Lebemann" alsInhaber. Die schauspielerischen und dramaturgischen Neigungen derKindheit sichren ihn in das Theater der Leopoldstadt, wo Nestroy eiuen unverlöschlichen Eindruck auf ihn macht. Er wird (1859)selbst Schauspieler und zieht, von seiner Mutter begleitet und inhäuslicher Behaglichkeit erhalten, mit kleinen Wandertruppen um-her. Dabei dichtet er selbst eifrig, am liebsten grüblerisch-didaktischeBetrachtungen, in denen zum Teil noch Schillers Einfluß zu spürenist; einen satirischen „Mephisto" (1861—1862) mit stark politischerFärbung; Dramen, noch unter dem Pseudonym „L. Gruber".Die Thätigkeit an dem politischen Witzblatt „Kikeriki" gab er ans,als er (1869) nach längerer Engagementslosigkeit ein Amt erhielt:er ward Kanzlist bei der Wiener Polizei und hatte nun beim Aus-stellen von Leumundszeugnissen reichlich Gelegenheit, interessanteGaunerphysiognomien zu studieren; sie war für den späteren „Kalen-dermann" nicht verloren. Aber die Volksstücke, die er ohne Unter-brechung weiter geschrieben hatte, führten plötzlich den kleinen Sub-alternbeamten mit dem langen roten Bart, mit dem Kneifer aufder kühnen Adlernase und dem bis ans Kinn zugeknöpften Rockin das helle Licht der Berühmtheit. „Der Pfarrer von Kirchseld"ward (S. November 1870) ans dem Theater an der Wien aufge-führt; der berühmten Schauspielerin Geiftinger fiel das Verdienstzu, den großen Dichter zuerst mit würdigem schauspielerischenErnst wiederzugeben. Der Erfolg war völlig unerwartet. Wohlhatte die Tendenz ihren guten Anteil daran: lag in ganz Deutsch-land bereits die Kulturkampfstimmung in der Luft, so hatte inÖsterreich der Streit um das Konkordat, das den Staat von derKirche abhängig machte, alle liberalen Geister zu erneutem Kampsgegen geistlichen Zwang aufgerusen. Der Kirchenpatron „Finster-berg" konnte trotz seinem symbolischen Namen sowohl auf denKardinal Schwarzenberg von Prag wie auf den Erzbischof Fürsten-berg von Olmütz bezogen werden und brachte somit auch uoch denprickelnden Reiz versteckter persönlicher Polemik hinein, obwohl ereinfach im Gegensatz zu dem Pfarrer „Hell" gemeint war. Den-noch wird man gewiß nicht behaupten dürfen, daß nur der Pole-mische Gehalt den Erfolg des Stückes bestimmt hätte. Wenn man