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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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Henrik Ibsen .

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einzelnes Problem aus dem Umkreis seines Hoffens und Zagensauf: den Glauben au dasWunder" (Nora "), den Gegensatz vonIdealismus und praktischer Volksfürsorge (Volksfeind"), vonIdealismus und nüchternem Abfinden mit der Wirklichkeit (Wild-ente"); den Kampf gegen die Vererbung (Gespenster ") oder gegendie eigene Sehnsucht (Frau vom Meere"); den Kampf zwischenfalschem Titauentum und bescheidener Hingebung (Hedda Gabler ",Baumeister Solneß",John Gabriel Borkman "). Das Problemverdichtet sich ihm in Personen, die er deutlich und fest sieht uudbeobachtet, und in einer einfachen, meist mit einem symbolischenZug (die Quelle imVolksfeind", die Wildente, die Weißen Pferdeaus Rosmersholm, Lövborgs Buch, Solueß' Turm, Eyolfs Krücke,der Schlitten mit den Silberschellen imBorkman ") ausgeschmücktenoder vielmehr in diesem Symbol kondensierten Fabel. Nun gehter monatelang nmher nnd beobachtet seine Figuren. Was werdensie, die er nun so genau kennt, in dieser Situation thun? und nunin dieser? Er beobachtet es und schreibt es einfach nach, wie einPhysiker fein Experiment. Er hat nnr dafür zu sorgen, daß allestörenden Elemente fernbleiben, die die Reinlichkeit des experimentellenProzesses stören können. Er hat die Figurennur" erschaffen,nur angeschaut; nun leben sie sich aus, sprechen sie sich aus. Wasnicht znm Experiment gehört, geht ihn nichts an. Sein VerehrerHoffory fragte einmal Ibsen, ob in denGespenstern" der TischlerEngstrand das Feuer im Spital augelegt habe.Das weiß ichnicht", antwortete der Dichter lächelnd. Er weiß es wirklich nicht.Aber was zu der Entwickelung der gegebenen Situation gehört,das weiß er aufs genaueste. Aus jener wochenlang nicht uuter-brochenen Beobachtung seiner Figuren kennt er sie bis ins Innerste;sie machen keine Gebärde, sprechen kein Wort, das sie noch anderssprechen könnten. Daher die uuvergleichliche Ruudung der Personen;Figuren so voll, so von allen Seiten beleuchtet und ausgearbeitetwie Hjalmar in derWildente", Nebenfiguren wie MorteusgaardiuRosmersholm" hat man seit Shakespeare kaum gesehen.

Aber sreilich es bleibt eine Problemdichtuug. Die Fignrenbleiben Mittel zum Zweck; sie siud nicht Selbstzweck. Deshalbjene bösen vierten Akte, in deneu die Hauptfiguren sich so ausführ-lich über das Problem anssprechen. Realistisch ist das: gewißwürde es Rosmer uud Nebckka oder Borkman und den Seinenein Bedürfnis sein, sich so auseinanderzusetzen. Dramatisch ist es

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