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1880-1390,
weiteres ein. (......) Ibsens Absurdität, die Maeterlinckschen
Quatschköpfe, das irrsinnige Gefasel Nietzsches — (......), Richard
Wagner zeigt in seiner allgemeinen Geistesverfassung Verfolgungswahu-sinn, Größenwahn und Mysticismus, in seinen Trieben verschwommeneMenschenliebe, Anarchismus, Auflehnungs- und Widerspruchssucht, inseinen Schriften. . . Zusammenhanglvsigkeit, Gedankcnflucht und Neigungzu blödsinnigen Kalauern —
Der Mensch, der in diesem Ton auf alles lospöbelt, was hervor-ragende Geister unserer Tage bewundern, kommt nicht einen Augen-blick auf die Idee, irgend etwas könne über seinen Horizont gehen.Es macht ihn auch uicht stutzig, daß er sich im eigenen Netze fängt,wenn er von der „Tobsuchtsvorstellung der Urgesundheit" sprichtoder die Lust, sich in Schimpfworten zn ergehen, als Zeichen desWahnsinns diagnosticiert. Er brachte es zu hoheu Auflagen, unddas schmähliche Buch ward so ein Denkmal: ein Denkmal dafür,daß Deutschland immer noch nicht gelernt hat, was Goethe alsdie Wurzel aller Tugend und Religion seinem Volk einprägenwollte: Ehrfurcht. Wir respektieren jede Uniform; wer aber bloß eingroßer Geist, eine feurig suchende Seele, ein epochemachenderKünstler ist, der steht am Pranger für jeden Schmutzwurf.
Kommt Nordau immerhin noch eine gewisse Naivetät zu gute, somuß man noch härter urteilen über einen Conrad Alberti (ConradSittenfeld, geb. 1862), der die Tendenzen der neueren Richtungteilt, ihre Vertreter aber, sobald sie Erfolg haben, mit persönlichenAngriffen giftigster Art überschüttet. In der Produktivität fast undim Selbstlob ganz ein Bleibtreu, hat er doch dessen gelegentlicheGeistesblitze, dessen originelle Interessen, vor allem dessen ehrlichsuchendes Temperament nie gezeigt.
Ein großes Talent und ein feiner Instinkt für das Be-deutende werden bei Maximilian Harden (geb. 1861) oft durchpersönliche Motive gehindert, die ihn dann in die Nähe Albertisoder selbst Nordaus bringen. Sonst aber ist der glänzende Jour-nalist („Apostata" 1892) eher mit Bahr zu vergleichen. Nichtwie dieser durch Wandern und Lesen in aller Welt daheim, ist erdoch von erstaunlicher Belesenheit in der modernen, zumal der fran-zösischen Litteratur. Von Lemaltre und Bourget ist auch er haupt-sächlich zu dem fein analysierenden Kritiker erzogen worden, der diein Deutschland so seltene Kunst besitzt, über der Tendenz die Technikund über dem Inhalt die Form nicht zu vergessen. So ist ihmmanche Entdeckung gelungen; vor allem die des nervösen Stimmungs-