846 1880—1890,

durchgearbeitet. Wie hier haben sich Poesie und Realismus nochnie ans deutschem Boden zn harmonischer Einheit zusammengefunden.Sie treffen sich in dem gemeinschaftlichen Gebiet der Traumwelt.Träume, wie sie ein armes vergrämtes Gemüt erzeugt, voll goldenerHoffnungen und voll bedrückender Wirklichkeit, mit psychologischerGenialität aus gerade diese« Vorbedingungen abgeleitet — das istder Hauptinhalt. Nicht minder folgerecht ließ Grillparzer im„Traum ein Leben" den schlafenden Rustau aus den wenigenPersonen seines Bekanntenkreises und den unbestimmten Gerüchtenvon Hof, Krieg und Stadt sein Traumleben erdichten. Hannele,die mißhandelte Tochter des betrunkenen Maurers, träumt vonihrer Mutter, der Diakonissin, dem guten Lehrer, die sich ihr zuhalb göttlichen Gestalten erheben; der geliebte Lehrer geht in dieGestalt Christi über. Die böse Schreckgestalt des Baters aber, ersteine bedrohliche Erscheinung, wird in der Traumwelt zur Reue undBuße gebracht.

So blicken wir, wie Pniower sagt, rückwärts in Hanneles bejammerns-wertes Dasein und lernen den unbewußten Reichtum ihres Seelenlebenskennen: ihr kindliches, frommes, aber auch verschlossenes Gemüt, ihreschelmische Munterkeit, ihre kleinen Eitelkeiten, ihre Putzsucht, die alles Elendnicht hat unterdrücken können, ihr unschuldig-verlangendes Aufblicken zudem verehrten Lehrer, ihre tödliche Angst vor den Schlägen des VaterS,ihre grenzenlose Liebe zu der verstorbeuen Mutter, ihr sehnsüchtiges Be-gehren nach Glück und Schönheit.

Und wie die altgermanische Anschauung den Sterbenden Wunder-kraft des Geistes beimißt, so erhebt sie sich auch zuletzt über dieGrenzen ihrer Natur: die Sprache der Christusgestalt überschreitetdas Vermögen Hanneles, mehr noch die wunderschönen Verse derEngel:

Wir führen am Saum unsrer KleiderEin erstes Duften des Frühlings;Es blühet von uusern LippenDie erste Röte des Tags.

Es leuchtet an unsern FüßenDer grüne Schein nnsrer Heimat;Es blitzen im Grund unsrer AugenDie Zinnen der ewigen Stadt.

Das ist mehr, als ein Widerklang frommer Kirchenlieder.Die an Märchen und Kindererlebnisse anknüpfenden Träume vomgläsernen Sarg und dem Gericht ".ber den Missethäter, vom Dorf-schneider und vom Todesengel erwachsen mit Psychologischer Not-