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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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Die versunkene Glocke ".

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Kirche; oder Rautendelein, Rot-Ännchen, eine schlesische Elfe undgleichzeitig eine Verkörperung der lockenden, sinnlichen, andachtsfeind-lichen Reize der Schönheit sie sind jetzt so lebendig, so konkretwie der Glockengießer und seine Familie.

Das Drama ist eine Art von Quintessenz aus allen DramenHauptmanns . Das Hauptmotiv der strebende Geist zwischen All-tag und Ideal ist bis in manche Einzelheiten hinein eine Wieder-holung des Problems derEinsamen Menschen"; auch der mahnendeGeistliche als Vertreter des Alten kehrt wieder. Die Zeitstimmungteilt das Stück mitFlorian Geyer ", den Märchenton mitHannele".Die starke Benutzung von musikalischen Leitmotiven, eine Erbschaftaus dem alten Volksstück, war schon in dem historischen Weberliedder soeialen Tragödie angebahnt; auch imFlorian Geyer " dientdas Singen von Liedern als Hilfsmittel zur Verauschaulichuug derStimmung. Die Vernachlässigung der so zu sagenrein bürger-lichen" Figuren erinnert anCrampton", das Behagen an allerleiSchabernack im Waldschrat an die Diebskomvdie. Die alte Wittichen spricht schlesisch, wie in denWebern " und inFuhrmann Henschel"gesprochen wird. Und die ausführliche Beschreibung scenischer Ge-mälde wie vor dem vierten Akt ruft die scenische Lyrik des Erst-lingsdramas in das Gedächtnis zurück.

Goethe hat auch einmal ein Drama geschrieben, in dem fort-während Anklänge an frühere Arbeiten vorkommen:Stella". Undes ist auch dasjenige, in dein aus fremden Werken die meistenReminiscenzen begegnen. Ebenso war es den Kritikern leicht, ans derVersunkenen Glocke" jetzt dieFrösche" des Aristophanes dieHauptmann in Jena mit großem Vergnügen gehört hatte jetzt denSommernachtstraum", jetzt denFaust ", jetzt das Märchen vomThränenkrüglein herauszuhören. Wie kommt es, daß zwei sonst soselbständige, so originelle Dichternaturen einmal ein Werk schmieden,das aus lauter Stücken anderer Glocken gegossen ist? Ichglaube, beiStella" wie bei derVersunkenen Glocke" hat esdie gleiche Ursache. Das persöuliche Problem beschäftigte denDichter so stark, daß ihm das künstlerische Nebensache wurde.Ein verwandtes Problem obendrein: der unstete Mann zwischenzwei Frauen, deren einer er durch Pflicht gehört, der andern ausNeigung.

Jedenfalls der Dichter ist hier selbst Heinrich der Glocken-gießer. Unsicher steht der sonst so feste Meister da. Er schwankt