Signatur der Zeit.
883
F. Fontäne in Berlin (Clara Viebig , Ompteda, W. v. Polenz), Spohrin Leipzig (Marie Janitschek, Evers), Langen in München , Henckell inZürich sich speciell die Pflege jüngerer Talente, zum Teil in eigen-artiger Nuanciernng, angelegen sein lassen. Das erinnert an die Zeitum 1840, wo G. Wigand „der litterarische Pflegevater der Hegelinge"war, Hoffmann und Campe das Jnnge Deutschland , Veit und Co. denbürgerlichen Liberalismus begünstigten; oder wieder um 1865, woS. Hirzel die politisch-historischen Vorkämpfer der deutschen Einheitunter seine Flagge nahm. Entsprechend ist die Zahl der Zeitschriftengewachsen, die sich zum Teil — uach französischem Muster — sehr exklusivhalten und ein enges Programm mit wenigen eifrigen Mitarbeiterndurchzuführen snchen, znm Teil gerade der Propaganda dienen wollen.
Drei unter diesen Zeitschristen verlangen eine besondereErwähnung. Der „Pan" (seit 1894) strebt das Ziel an, einCentralorgan der „fortgeschrittenen Kunstkreise" zu sein. Wie weiter dies Ziel erreicht hat, ist hier nicht zu beurteilen; auf die Ten-denz kommt es uns hier an: auf den Versnch, diejenigen Kreise,für die das Mitleben in der neueren Kunst ein Teil der Existenzist, zu einer geschlossenen Gemeinde zusammenzubringen, wie etwa„Hören" oder „Athenäum" zu anderen Zeiten die Glocke zum ge-meinsamem Gebet einer Künstlergenossenschaft sein wollten. Ein solchesUnternehmen ist, gelingt es oder gelingt es nicht, an sich bedeutendals Zeichen, daß ein fester Kern von Liebhabern da ist, nach An-schluß sucht und die Gemeinsamkeit der Interessen fühlt. Poesie,bildende Kunst, Kunstgewerbe — sie gehören alle in diesen Kreis.Aus ähnlichen Bedürfnissen sind aber auch die politisch-ästheti-schen Zeitschriften neuen Stils hervorgegangen, die „Jugend" undder „Simplicissismus". Die „Jugend" (seit 1895) suchte zuersteine humoristische Zeitschrift höheren Stils darzustellen. Man gingetwa von der Auffassung aus, die der berühmte englische Dichterund Romanschriftsteller George Meredith in seinem Büchleinüber den Geist des Komischeu vorgetragen hat: daß der Geist,der Lustspiele, Satire, Scherze höherer Art beseele, uichts anderessei, als eine Äußerung der Lebensfreude selbst, die überquelleund zur Wohlthat werde allen, die nach Lebenslust dürsten.So sollte auch die „Jugend" nicht bloß Spaß und Satirebringen, sondern auch Bilder uud Gedichte von Heller Färbung,ja auch von kräftiger dunkler Tönung, die doch immer Freudean deu Kräften des Lebens selbst offenbare. Es war ein glück-
56*