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1890—1899.
die modernen Lieblingstendenzen, Realismus und Romantik, in mehräußerlicher Weise. Sie begann mit dem traditiouellen Drama des„dreieckigen Zustandes": der Bote aus der Vergangenheit offenbartdie UnHaltbarkeit einer Ehe („Wir Drei" 1893). Wie das damalsüblich war, nannte sie die Tragödie „fünf Akte", wie Flaischlendie seinen „fünf Scenen" nannte; das Stück war übrigens ganzwirksam auf Schlußeffekte zugespitzt, wie denn banale Rühr- oderHohn-Effekte auch ihre Novellen („Madonna" 1894) vielfach ent-stellen. Diese Novellen bedeuteten ihre eigentlich realistische Periode— freilich nur dem Stoff nach; in der Technik läßt sich etwasweniger Realistisches kaum denken, als das Tagebuch, in dem dieberühmte herzlose Kokette (früher hieß sie Lorelei) das Herz desbraven Burschen stückweise brechen sieht und notiert, als ein liebe-volles Mädchen einen Nosenstock auf sein Grab pflanzte, habe sieihr gesagt: „Nkis, ms, xstits, Sie machen sich schmutzig" . . . EtwasOssip Schubin mischt sich mit ziemlich viel Maria Janitschek — Ver-wandtschaft meine ich, nicht Entlehnung; eine gewisse naive Unan-ständigkeit, wie sie einem unverdorbenen Backfisch nicht übel steht(„In der Mauernstraße"), verbindet sich mit einer unangenehmüberreizten Prüderie („Madonna"). Kurz — man sah, die Ver-fasserin zwang sich in einen Ton hinein, der ihr nicht lag, und daüberschlug ihr die Stimme fortwährend. Man konnte es kaumhoffen, daß sie zu dem technisch nicht untadelhaften, aber in derCharakterzeichnung klaren und poetischen Drama „Dämmerung "(1893) fortschreiten würde. Es blieb ihr.Bestes; aber es gehörtauch zu dem Besten, was diese Schule hervorgebracht hat. Dannschrieb sie das obligate Mürchendrama („Königskinder" 1895), wiedernicht ohne poetischen Reiz, aber in der Führung der Handlungwillkürlicher, als gerade diese Form verträgt; uud die Komödie„Tedeum" (1896), die nicht gerade „Gemütskomödie" zu heißenbrauchte, aber in der Vorführung einer Künstlerexistenz mit ihren„musikalischen Leiden und Freuden" zuweilen den Vergleich mit dem„Rangierbahnhof" aushält — nicht bloß in der Zeichnung desprächtigen Jungen Richard. Die Sprache ist von fabelhafter Echt-heit, zumal bei dem Rechtsanwalt Löwenfeld; freilich ist die Ver-fasserin in der Benutzung von Modellen jederzeit sogar für MünchenerVerhältnisse (Hedwig Dohms Roman „Sibylle Dalmar" 1896!) sehrungeniert gewesen. Seitdem hat die vielseitige Dichterin sich auch imhistorischen Drama („Themistokles 1897) und Trauerspiel („Mutter