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„Zwischen zwei Nächten" 1894 „Neue Fahrt" 1897) und CarlBusse (geb. 1872: Gedichte 1892 Neue Gedichte 1895) zn be-rechtigtem Erfolg verholfeu. Beide sind Schüler vor allem desstärksten Talents unter den Lyrikern der vorigen Generation,Theodor Storms ; beide Pflegen die musikalische Wirkung, die Har-monie des Ganzen mehr als ein charakterisierendes Herausarbeiteneinzelner Eindrücke. In der Prosa allerdings zeigen beide Be-ziehungen zum Naturalismus: Falke in seinem Hambnrgischen Ro-man „Landen und Stranden" (1895) durch gewisse realistischeEinzelheiten; Busse in seinem von Zolas ,öete kumaivs" beein-flußten polnischen Liebes- und Mordroman „Ich weiß es nicht"(„Die Geschichte einer Jugend", ein dann auch von Sophie Höch-stetter adoptierter Untertitel, 1892), beide in kurzen impressionistischenSkizzen, die Falke in seine Gedichtsammlung „Tanz und Andacht"eingelegt, Busse („In junger Sonne" 1892 „Tränme" 1895) selb-ständig veröffentlicht hat. Aber hier liegt eben nicht ihre Stärke.In Busses Roman ist in dem eigentümlichen symbolischen Spiel mitden polnischen Farben rot nud weiß doch noch ein gewisser Zu-sammenhang mit den koloristischen Effekten seiner Lyrik zu spüren;den Falles würde man dem feinsinnigen Dichter ohne einige inhalt-liche Beziehungen zu seinem eigenen Wirken als Mnsiklehrer kaumAnschreiben.
Bei vielfacher Übereinstimmung ist doch dies unterscheidend,daß Falke viel mehr Musiker, Busse mehr Maler ist. Wenn beidesich ans Volkslied anlehnen, übt bei Falke die Melodie, bei Bussedie Ausdrucksweise den stärkeren Einfluß. Aber auch inhaltlichliebt der eine Gesang, Stimmen, Geräusche wiederzugeben, derandere malerische Veduten, Farbenkontraste, Farbenspiele. Bussesscharfer sinnlicher Auffassung gelingt ein Gedicht wie die berühmte„Perdita", das den Stempel des Genius so hell auf der Stirn trägt,daß es, aus einer schlechten Sammlung von Berliner Studenten-gedichten hervorleuchtend, seinen Autor sofort bekannt machte. Dafürglücken Falke prächtige Gemütstöne, so poetisch-idyllisch, wie sie inDeutschland seit Jahrzehnten nicht vernommen wurden, wenn eretwa von seinem Buben spricht. Wie unerträglich geziert klingendaneben Dehmels Kinderlieder!
An Busse schließen sich andere junge Kräfte, wie LudwigJacobowski (geb. 1868: „Aus bewegten Stunden" 1889, „AusTag und Traum" 1896, „Leuchtende Tage" 1899), gleich Busse auch