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Festschrift zum fünfhundertjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg / im Auftr. d. Stadt Mainz hrsg. von Otto Hartwig
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DER STEMPELDRUCK VOR GUTENBERG

UND DIE STEMPELDRUCKE IN DEUTSCHLAND .

NTER den Verfuchen, welche fchon vor der Mitte des 15. Jahrhunderts ge­macht worden find, einzelne Worte und kurze^e 1 auf mechanische Weife zu vervielfältigen, tritt uns ein Verfahren entgegen, das unfere befondere Be­achtung verdient, weil bei ihm die Einzeltype, fo Scheint es wenigstens, zum erften Male in Anwendung gebracht wurde und feine Entftehung in eng(ter Verbindung mit der Herstellung von Büchern vorkommt. Wenn es auch nicht dazu diente, den Text von Mijfalien und Schriftwerken anderer Art auf mechanifchem Wege zu reproduciren, fo wurde es doch vorzugsweife zum Aufdrude auf Bucheinbände verwerthet. Hat diefes Verfahren überhaupt einen Einfluß auf die Erfindung der Typographie durch Johann Gutenberg ausgeübt, fo tritt alfo die eigentümliche Erfcheinung zu Tage, daß die Buchdruckerkunft, fo zu fagen, von außen nach innen in das Buch einge­drungen ift.

Die Befchreibung der bis jetjt bekannt gewordenen Buchdecken mit Stempel­druck unter Beigabe photographifcher Copien, f. Tafel 1, wird das Verfahren deutlich machen. Dergleichen Einbände befinden fich zu Leipzig,Würzburg und Nürnberg; diefe bilden eine Gruppe. Eine andere Gruppe jüngeren Datums findet fich vertreten durch (nunmehr) nach Frankreich und England verfprengte und feither verfchollene Exemplare, welche alle aus Deutschland {lammen.

In der ftillen Klofterzelle, der wir fo manches Erzeugnis mit Liebe gepflegter Kun(t während des Mittelalters verdanken, finden wir, wenn auch nicht gerade die Erfinder, fo doch die fehr geübten Hände, welche mit dem Einbande und feiner Verzierung durch eingeprägte Infchriften und Zierrat meifterhaft umzugehen verbanden. Eine folche Zelle bewohnte zu Nürnberg, dem berühmten Kunßfitse, bei den Dominikanern Frater Conrad Forfter, gebürtig von Ansbach, welchem ein Ordensgenoffe Johann Wirfing, von Eichßädt gebürtig, fich anfchloß. Beide beforgten für die Ordens(chwe{tern in Nürnberg bei St. Katharina und für die Ordensbrüder in Würzburg verfchiedene noch erhaltene Ein­bände, welche hier in Betracht kommen.

I LEIPZIG Ffüheftens finden wir unferen Conrad Forfter im Jahre 1436 auf der Decke einer jet$t in Leipzig verwahrten Handfchrift.

1. Das aus der Klemmfchen Sammlung 2 in das Leipziger Mufeum für Buchgewerbe übergegangene Aemterbuch 3 (Pergamenthandfchrift von 236 Blättern in Folio vom Jahre 1431) zeigt einen Einband (Holz mit Lederüberzug) mit einer doppelten Infchrift, einer lateinifchen auf dem Vorder- und einer deutfehen auf dem Rückdeckel.

Die lateinifche Injchrift lautet: Anno § Domini § mccccxxxvi liber § iste § ligatus %est per § fratrem § Conradum § forster § de § onoldspach § sacristam § Conuentus § Nurem- bergensis § ordinis predicatorum. (f. Taf. 1, Abb. d, e und f.)

Die deutfche Infchrift: Disz § puch § ist § des § Conuents § der § suesteren § zu § sant katheryn § prediger § ordens § zu § Nuremberg § ihesxps §§ maria § katherina § ursula barba[ra ].

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