Druckschrift 
Festschrift zum fünfhundertjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg / im Auftr. d. Stadt Mainz hrsg. von Otto Hartwig
Entstehung
Seite
454
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten
 

454

SCHLUSSWORT

S TATT in einem immerhin etwas aufdringlichen Vorwort mag hier am Schluffe unferer Feßfchrift die Ent- ßehungsgefchichte derfelben kurz erzählt werden. Diefe mitzutheilen, fchon deßhalb nöthig, weil fie allein die Thatfache erklärt, daß mit der Feßfchrift eine zweite Ausgabe von ihr in dem 8. Bande der Beihefte zu dem von mir herausgegebenenCentralblatt für Bibliothekswefen erfcheint.

Ungefähr gleichzeitig mitdem Auftauchen der Idee, den fünfhundertjährigen Geburtstag Joh. Gutenbergs in Mainz feßlich zu begehen, verhandelte ich zufällig mit dem fcharffinnigen Gutenbergforfcher, Herrn Archivrath Dr.Wyß in Darmßadt wegen eines Beitrags für das von mir redigirte Blatt. Herr Dr. Wyß erklärte [Ich bereit, einen Auffaß über die bekannten Ablaßbriefe von 1454 u. 55 zu liefern, wünfchte aber, daß ihm mehrere große photographifdie Tafeln beigegeben würden. Da diefes dem Verleger desCentralblattes nicht zuzumuthen war, kam ich auf den 1 Gedanken, die Stadt Mainz könne hierzu einen Beitrag leiften und feßte mich durch einen Freund in Verbindung mit Mainzer Autoritäten, die fich fofort zur Beihülfe bereit erklärten. Mein Plan erweiterte ßch hieraufhin. Schon 1894 hatte ein amerikanifcher Gelehrter in ganz unverfänglicher Weife Herrn Otto Harraffowiß in Leipzig mitgetheilt und mir dann mehrfach brieflich betätigt, er habe vor nicht langer Zeit mit einigen anderen namhaften Männern im Vatikanifchen Archive zu Rom einen Briefwechfel zwifchen mehreren Päpßen und der erzbifchöflichen Curie in Mainz über die hier entßandene Buchdruckerkunß und deren mögliche Folgen für.das kirchliche Leben gefehen. Diefe Nachricht, welche midi veranlaßte, wiederholt briefliche und dann auch perfönliche Nachfragen in Rom anzuflellen, legte mir den Gedanken nahe, die etwa aufgefundenen Urkunden zu einer Feßfchrift für die Mainzer Säcularfeier zu verwerthen. Leider [teilte fich im Laufe meiner Nachforfchungen heraus, daß die fragliche Angabe entweder auf einer Verwechslung oder fonjt einem Irrthume beruht. Jedenfalls i[tße unkon- trollirbar geblieben. Während fielt der Briefwechfel hierüber noch hinzog, hatte ich mit Herrn Dr. Wyß über eine Feßfchrift weiter verhandelt, und diefer erklärte fich bereit, mir verfchiedene Abhandlungen zu ihr beizußeuern. Hierauf geßüßt trat ich der Ausführung des Planes nun näher und überlegte, ob es nicht angängig fei, diefe Sammlung von Auffäßen zur Entßehung der Buchdruckerkunß mit der etwa von Mainz aus ins Leben zu rufenden zu vereinigen. Die Verfchmelzung beider Unternehmungen fchien mir zweckmäßig zu fein, fchon um unvermeidliche Wiederholungen und Störungen auf Einem Arbeits­gebiete zu verhüten. Ich wandte mich deßhalb im Herbße 1897 an den Herrn Stadtbibliothekar Profeffor Dr. W. Velke in Mainz und trug ihm meine Idee vor. Diefer ging bereitwillig^ auf fie ein und befür­wortete fie bei dem Herrn Oberbürgermeißer Dr. H. Gaßner, der fich auch mit ihr einverftanden erklärte. Die Verhandlungen über diefelbe kamen aber erft im Herbft 1898 in den rechten Fluß, fo daß ich nach einer Befprechung mit dem von dem Herrn Oberbürgermeißer beauftragten Herrn Dr. Velke zur Aus­führung fchreiten konnte. Vor Allem galt es jeßt weitere Mitarbeiter zu werben, da es fich herausßellte, daß Herr Dr. Wyß beim beften Willen aus gefundheitlichen Gründen wenigßens nicht allen feinen Ver- fprechungen werde gerecht werden können. Da von der Ausarbeitung einer eigentlichen Biographie J. Gutenbergs fchon aus den oben(S.21.Anm. 1) angedeuteten Gründen nicht die Rede fein konnte, fchien es mir angezeigt, nur Baußeine zu einer Gefchichte des großen Erfinders und feines Werkes in der Feßfchrift zu vereinigen, und diefe durch eine Einleitung, in welcher das, was wir ßcher über die Gefchichte Guten­bergs wiffen, kurz zufammen gefaßt würde, bei dem Lefer einzuführen. Die Auswahl diefer Baußeine mußte nach einem beßimmten Plane ßattfinden, ßch aber doch auch wieder nach den vorhandenen Arbeits­kräften richten, namentlich da die Zeit zu drängen begann. Welche Schwierigkeiten hierbei zu überwinden waren, wird Jeder leicht ermeffen, der einmal eine ähnliche Aufgabe zu löfen unternommen hat.

Nachdem ich meinen Plan entworfen hatte und zudeffen Ausführung die nöthigen Mitarbeiter gefunden zu haben glaubte, legte ich denfelben am 22. April 1899 einer vom Herrn Oberbürgermeißer Dr. Gaßner ein- berufenen Verfammlung von Mainzer Notabein und auswärtigen Sachverßändigen vor. Nach ihm follten im Anfchluffe an meine fchon damals abgefaßte Einleitung zunächß die technifchen Künße in Auffäßen be­handelt werden, welche vor der Erfindung der Typographie durch Gutenberg auf verfchiedenen Gebieten zu Vervielfältigungszwecken zur Anwendung gebracht worden waren, darauf ein Stammbaumder Familie des Erfinders und ein möglichß vollßändiges Urkundenbuch zu deffen Leben und Werk folgen, einige Arbeiten über die früheßen Produkte der Mainzer Preffe und deren Technik geliefert und fchließlich Ueberßchten über die von Mainz ausgehende Verbreitung der Typographie durch die wichtigßen Kulturländer des aus­gehenden 15. Jahrhunderts dargeboten werden. Zahlreiche gut ausgeführte Tafeln in Lichtdruck follten