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Festschrift zum fünfhundertjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg / im Auftr. d. Stadt Mainz hrsg. von Otto Hartwig
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DIE URKUNDLICHEN NACHRICHTEN ÜBER JOHANN GUTENBERG

MIT NACHBILDUNGEN UND ERLÄUTERUNGEN.

INE Sammlung aller unanfechtbaren urkundlichen Nachrichten über JohannGutenberg , gewiffermaßen einGutenberg-Urkundenbuch, darf in diefer Feftfchrift, welche dem Andenken des großen Mainzers gewidmet, nicht fehlen. Diefe Vereinigung aller Aktenßücke, auf denen unfere Kenntniß vom Leben und Wirken Gutenbergs beruht, hat die Beßimmung, für künftige Zeiten feßzußellen, welches Urkundenmaterial uns im Jahre 1900, ungefähr 500 Jahre nach Gutenbergs Geburt, zu feiner Beurtheilung zu Gebote ßeht.

Schon feit der Mitte des vorigen Jahrhunderts begann man, in den Archiven nach Gutenberg -Akten zu fuchen und die ermittelten Stücke zu veröffent­lichen. Durch folche Zufammenftellungen machten ßch für ihre Zeit befonders der Göttinger Hißoriker Joh. Dav. Köhler, 1 der Straßburger Gefchichts- forßher Joh. Dan. Schöpflin 2 und in diefem Jahrhundert der gelehrte Mainzer K. A. Sch aab, 3 deffen Sammeleifer wir auch heute noch viel ver­danken , um die Sache Gutenbergs verdient. Auf ihren, jetjt nicht mehr genügenden Vorarbeiten beruht im wefentlichen die Urkundenfammlung, welche Ant. v. d. L i n d e 4 feinem Buche über Gutenberg als Anhang beigegeben hat; was derfelbe 5 fpäter in feinem dreibändigen unerquicklichen Werke über die Erfindung der Buchdruckerkunß an Aktenßücken Neues hinzufügte, nicht von Bedeutung.

Aber auch aus den Bemühungen der gegnerifchen Seite hat die Gutenbergforfchung Gewinn gezogen. So find durch den hartnäckigen Widerfacher v. d. Lindes,den bekannten Coßerianer J. H. Heffels, 6 die urkundlichen Zeugnifle für Gutenberg (allerdings nicht ohne Voreingenommenheit) genau unterfucht und über die ihm zugänglichen Quellen forgfältige Nachweife gegeben worden. Vieles verdankte er hierbei den Mittheilungen des Archivraths A. Wyß in Darmßadt. Heffels hat übrigens, ohne es zu wollen, durch feine Studien der Sache Gutenbergs mehr genügt, als gefchadet.

Man könnte nun vielleicht glauben, daß einer neuen Ausgabe der Gutenberg -Urkunden nach den Arbeiten von der Lindes die Berechtigung fehle. Aber das Gegentheil der Fall. Abgefehen davon, daß v. d. Linde, dem feine fonßigen Verdienße durchaus nicht gefchmälert werden follen, als Herausgeber der Texte wenig Lob verdient, da er die erreichbaren Originale kaum zur Vergleichung heranzog und feinen Vorgängern einfach wieder nachdruckte, fo ift auch Manches anders zu ordnen und Einiges auszufcheiden. Befonders ift aber zu betonen, daß die Forfchung feitv. d. Linde und Heffels nicht ßehen geblieben ift. Verfchollene und angezweifelte Urkunden traten wieder ans Licht und manches neue Material wurde entdeckt, wodurch unfere Kenntniffe über Gutenberg und die Anfänge der Typographie nicht unwefentlich erweitert und vertieft wurden. Auch diefe Feßfchrift berichtet von unerhofften Funden, fodaß jetjt manche frühere Anfichten in Einzelnheiten Berichtigung erfahren haben.

Im Folgenden foll daher eine Zufammenftellung aller heute bekannten unverdächtigen Gutenberg -Akten in zuverläffiger Faffung gegeben werden, und zwar in chronologifcher

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