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Festschrift zum fünfhundertjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg / im Auftr. d. Stadt Mainz hrsg. von Otto Hartwig
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DEUTSCHE BUCHDRUCKER IN SPANIEN UND PORTUGAL

BWOHL die Kunß des Buchdrucks nicht vor dem Jahre 1474 ihren Weg nach der Pyrenäenhalbinfel vermuthlich von Italien aus gefunden hat, fo find es doch auch dort Deutßhe gewefen, die ihre Einführung bewirkt haben. Schon bevor in Spanien felbß Bücher gedruckt wurden, fcheinen deutfche Buchhändler umfängliche Gefchäfte auf der Halbinfel gemacht zu haben; wir finden fie wenig[iens in den allererßen Jahren nach der Gründung der erften beßheidenen Druckerwerkßätten an verfchiedenen Orten thätig. So jener Theodoricus Aleman , den man gelegentlich mit Thierry Martens von Alofl zu identifizieren verfucht hat, dem die fpanißhen Herrfcher zu Se­villa unter dem 25. Dezember 1477 für feinen Buchhandel durch das ganze Land hin einen Schul}- und Förderungs-Brief ertheilt habenfo jener Michael Dachauer, auf deffen Namen zuerjl die begeifterte Lobrede auf die Druckerkunß und die Deutßhen als deren Erfinder abgefaßt worden, die fich nachmals als Schlußwort der Chronik des Diego de Valera die ver- (chiedenften Nachdrucker zu eigen gemacht haben. 2 Ihnen find fpäter ein Meißer Konrad in Sevilla, ein Meifter Peter in Salamanca, Hans und Peter Trincher in Barcelona und Valencia, Frank Ferber in Barcelona und manche Andere gefolgt, deren Namen weniger bekannt geworden find. Ein folcher deutfcher Buchhändler war auch Jakob Wißlandt aus Isny in Schwaben, zu Zeiten ein Gefellfchafter der Magna Societas Alamannorum, auf Deutjch der Humpiß-Gefellßhaft zu Ravensburg, der ßch aber weiter­hin dauernd in Valencia niedergelaffen zu haben fcheint. Diefer Jakob Wißlandt nun kam auf den Gedanken, daß es doch wohl ein noch vortheilhafteres Geßhäft fein dürfte, wenn man die für Spanien benöthigten Bücher nicht erß aus Italien und Deutßhland weitläufig verßhreiben müßte, fondern ßch ftatt deffen einen Buchdrucker mit dem ge- fammten benöthigten Apparate kommen ließe, und die Bücher an Ort und Stelle druckte. Es hat ßch noch nicht ermitteln laffen, in welcher Stadt Lambert Palmart feine Schule als Drucker durchgemacht hat; die geßhäftlichen Beziehungen, wie ße in fpäterenJahren fortbeftanden, und die Form der Typen, die Palmart in feinen erften Druckerzeugniffen verwendete, machen es aber fehr wahrfcheinlich, daß er in einer der großen Druckerwerk- ftätten zu Venedig feine Ausbildung erhalten hatte, ehe Jakob Wißlandt ihn nach Valencia berief. Für diefen hat er dann, foviel wir bis jetjtwiffen, drei Bücher, Las obres o trobes en lahor de la verge Maria, einen lateinißhen Salluß, und das Comprehenforium des Magißer Johannes, ein lateinißhes Wörterbuch, gedruckt. Diefe Drucke tragen zwar weder feinen noch Wißlandts Namen, aber an ihrer Urheberßhaft beßeht kein Zweifel, und zwar find die Bücher im Jahre 1475, die Obres o trobes vielleicht ßhon 1474 gedruckt. Inzwißhen war Jakob Wißlandt an der Krankheit ßhwer erkrankt, der er im folgenden Jahre erlag, und da gleichzeitig der Genuefer Händler Michaele Berni?o, von demWyßlandt das Papier für feine Druckerei bezog, mit feinen Lieferungen unverantwortlich im Rück- ßande blieb, fo mußten die Arbeiten eingeßellt und die Werkftatt geßhloffen werden. Sie wäre es beinahe für immer geblieben, denn Philipp Wißlandt, der feinen Bruder

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