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Festschrift zum fünfhundertjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg / im Auftr. d. Stadt Mainz hrsg. von Otto Hartwig
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DIE MAINZER PSALTERIEN VON

1457, 1459, 1490, 1502, 1515 VND 1516

NACH IHRER HISTORISCH-LITURGISCHEN SEITE

IESE von Mainz in Druck gegangenen Pfalterien 1 bildeten von jeher einen bevorzugten Gegenstand bibliographijcher Erörterung. doch das Pfalterium von 1457 nicht allein der Zeit nach das erße Buch mit voller Druckfirma; es darf auch in technifcher Hinficht als eineLeißung erften Ranges bezeichnet werden. Wenn auch die Späteren Pfalterdrucke gegen die editio princeps in technifcher Vollendung zurückftehen, fo bleiben ße doch alle hochgefdiätjte Nummern der Bücherfammlungen.

Die fprungweife Drucklegung 2 zweier zeitlich nahen Drucke von 1457 und 1459, dann eine Paufe von über dreißig Jahren u. f. w., muß fchon auffallen. Doch findet fich hierfür bei näherer Einficht des Inhalts volle Erklärung. Die fechs Pfalterien ftellen zwei getrennt zu haltende Gruppen dar, die Ausgaben von 1457, 1502 und 1515 bilden die eine, die von 1459, 1490 und 1516 die andere Gruppe; jene war für die Mainzer Kirche, diefe für den Benedictinerorden,bezw. für die Bursfelder Congregation beßimmt. Das Mainzer Brevier-Officium Stimmt zum römifchen breviarium, wie es jetst in Uebung. 3 Sowohl das römijche als das monaftifche Officium beginnt im Drucke mit Pfalm 1 Beatus vir, qui non abiit in concilio impiorum etc., das monaßifche legt diefen Anfang auf die feria fecunda (Montag), das andere aber auf die Dominica (Sonntag), fo daß man ohne Mühe fofort unterjcheiden kann, welches Officium man vor fich hat. Die anderen Unterfchiede mögen hier unberückßchtigt bleiben. Es fei hier kurz die BezeichnungMainzer Pfalter undBenedictiner-Pfalter angenommen.

Zum Drucke eines Mainzer Pfalters lag in Anbetracht der großen Zahl kirchlicher Stellen der Erzdiözefe mit zahlreichem Clerus Anlaß genug vor. Was führte nun zu dem Drucke der anderen Pfalterien ?

In die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts fällt die unter dem Namen der Bursfelder Reform bekannte Erneuerung des Benedictinerordens.' 1 Zu gleicher Zeit tritt die Gutenbergjche Kunft auf.

Die Bursfelder Congregation verehrte in dem Mainzer Benedictinerkloßer St. Jakob monafterium s.Jacobi in monte fpecioso (jetjt Citadelle) eine zweite Pflanzßätte, von der aus mehrere andere Klößer in die Reform gezogen wurden. Mit dem Mainzer Convente ßand der zu Maria-Laach , zu Schönau im Einrich (Naflau), Johannisberg im Rheingau und St. Michael zu Bamberg in enger Verbindung.

Gleich Anderen mochten auch die Patres auf dem Jakobsberge ßaunen beim Anblicke der erften Druckerzeugniffe, vor Allem des prächtigen Pfalteriums von 1457, was ja allesge­schrieben war ohne Feder!Soeins Sollten wirfür den Orden haben, 5 mochte bei deßen Durchficht der Wunßh der rührigen Conventualen gelautet haben, und in der That, die Congregation entfchloß fich zum Drucke nicht bloß eines Pfalteriums, fondern zu einer ganzen Reiheliturgifcher Drucke für ihre Ordenszwecke, nämlich Martyrologium, Ordens­regel, Ceremonienbuch, Ordinarius, 6 Brevier, Pfalter und Meßbuch. Was davon zuerß

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