Falsche Vorstellungen vom Kampfe
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kriege, wo die Natur der Streitkräfte die großen schnellen entscheidendenSchläge wenig begünstigt hatte, andere Beispiele als das geschilderte zeigen,so an der Katzbach, bei Dennewitz, Mö'ckern usw. Napoleons große Kunstim richtigen Gebrauch der Kräfte war fälschlich auf ein System der ab-soluten Sparsamkeit zurückgeführt worden. Allein es paßte zum Geisteder Zeit, die alles heftige und vulkanische, wie es sich im Hergang derSchlacht ausdrücken soll, verbannte, und es sich genügen ließ, an dem sicherund ohne allzu großen Aufwand Erreichbaren.
Auch die äußere politische Entwicklung schien sich in ruhigen Bahnenweiter bewegen zu wollen. Die revolutionären Erhebungen in Oberitalien und Spanien wurden mit leichter Mühe niedergeworfen, die ErhebungPolens von 1830 freilich erst im folgenden Jahre nach einem blutigenKriege, der Polens Selbständigkeit unter dem Zepter des Zaren ein Endebereitete und das Land zur russischen Provinz machte.
In Frankreich aber brach die Julirevolution von 1830 aus, durchwelche nach nur vier Kampstagen vom 27. bis 31. König Karl X., Lud-wigs XVIII. Nachfolger, gestürzt und durch den Bürgerkönig Ludwig Phi-lipp auf dem Throne ersetzt wurde. Es war der erste wirklich erschüt-ternde Schlag gegen das System der heiligen Allianz. In Deutschland kam es zu Erregungen, die freilich von weit geringerer Bedeutung waren.Braunschweig zwang seinen jungen Herzog Karl, der ganz im Stile des18. Jahrhunderts hatte herrschen wollen, das Land zu verlassen und dieRegierung am 8. September 1830 seinem Bruder Wilhelm zu übergeben,dessen sich Preußen, im Gegensatz zu Metternichs Wunsch und Willen,energisch annahm. In Kurhessen entstand ein Verfassungskonflikt, aberernste Unruhen blieben aus. Dagegen pflanzte sich die Bewegung vonFrankreich über die Nordgrenze fort, wo sich in Belgien das Volk er-hob und die Losreißung von dem unter dem Hause Nasfau-Oranien aufdem Wiener Kongreß geschaffenen Königreich der Niederlande verlangte.Zwar ging die Regierung König Wilhelms kräftig gegen den Aufstandvor und hätte ihn wohl bewältigt. Aber unter Englands und Frankreichs entschiedener Parteinahme für denselben kam es doch zur Anerkennungdes einmal geschaffenen Zustandes, d. h. zur Trennung des südlichen ehe-mals österreichischen und katholischen Landes als Königreich Belgien vondem nördlichen, niederländisch und vorwiegend protestantischen. PrinzLeopold von Koburg bestieg den neuerrichteten Thron in Brüssel .
Die östlichen Großmächte widerstrebten; ein europäischer Krieg schienausbrechen zu sollen. Dies hatte für Preußen die wichtige Folge, daßzum ersten Male seit 1815 eine regelrechte Mobilmachung des Heeres be-