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Bucht auf beiden Seiten des Kanals, die preußische Division, 12900Mann um Rendsburg , die Bundesdivision, 10 700 Mann, weiter zurückbei und hinter Neumünster — im ganzen 32 500 Mann. Diese Streit-macht war stark genug, um mit den 12 000 Dänen schnell fertig zu werden,die der General v. Hedemann bei Schleswig und Missunde zn seinerVerfügung hatte.
Ehe der Kampf begann, trat abermals ein Wechsel — der dritte —im Oberbefehl ein. In der Armee hatte man auf den zur Zeit in Eng-land weilenden Prinzen von Preußen gehofft. Statt seiner erschien am21. abends der preußische General v. Wrangel als Bundesfeldherr inRendsburg . Seine Lage war keine leichte; er war der Bundesversamm-lung verantwortlich, natürlich aber auch seinem Könige. Sein Verhältniszur provisorischen Regierung in Schleswig-Holstein blieb noch zu regeln;die Unterführer und den Kriegsschauplatz kannte er nicht. Aber sein Rufals Soldat sicherte ihm das Vertrauen der Truppen, und er tat das beste,das sich im Augenblick tun ließ. Er genehmigte die schon getroffenenAnordnungen. General v. Möllendorff sollte mit seiner Brigade, 7 Ba-taillone, 2 Eskadrons, 12 Geschütze, auf dem näheren Landwege von Stenten-mühle über Breckendorf und Oberselk auf Schleswig vorgehen, Generalv. Bonin mit der seinen, 7 Bataillone, 4 Eskadrons und 10 Geschützenvon Sorgbrück auf der Chaussee. Der erste hatte zunächst die Stellungam Kograben zu besetzen, der zweite zur Umfassung westlich auf Gr.-Rheideauszubiegen. Weiter rechts — östlich — sollten die Freischaren vorgehen,die Holsteinischen Truppen dem General v. Bonin folgen, den sie schonkannten, und der mit ihnen am besten umzugehen wußte.
Die dänische Armee stand ziemlich sorglos in und bei Schleswig . IhrOberbefehlshaber wußte, daß die deutschen Bundestruppen noch weit zurückwaren, und man scheint nicht daran geglaubt zu haben, daß die Preußen auch ohne sie vorgehen würden.
In dem demokratisch durchwehten Deutschland war die Eifersucht gegenPreußen sofort lebendig, als diese Macht sich regte, um die nationalenTräume zu verwirklichen. Man fürchtete ihre Erstarkung und die Wieder-aufrichtung ihres alten militärischen Ansehens. Nicht ihr, sondern demsich erhebenden deutschen Volke wollte man den Erfolg verdanken. Daswußte man in Kopenhagen ebensogut wie in Berlin . Statt einer Ant-wort auf Bonins Ultimatum war die diplomatische Anzeige ergangen, daßDänemark das Vorrücken preußischer Truppen in Schleswig als Kriegsfallbetrachten und namentlich gegen die preußischen Seehäfen und Handels-schiffe vorgehen werde.