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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
Entstehung
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II. Die Sturm- und Drangjahre von 18431850

Der größte Teil der Dänen war in Schleswig selbst untergebracht(vgl. Skizze 6). Die Avantgarde lag in Friedrichsberg südlich der Schlei,die 1. Brigade in Lollfuß und Altstadt nördlich derselben, ebendort auch,was nach Besetzung von Missunde vom Seitenkorps noch übrig war. Die2. Brigade hatte sich in den Dörfern nördlich der Stadt bis zum Lang-und Ahrenholzsee untergebracht, die Kavallerie südwestlich. Die Artilleriewar auf alle Stadtviertel verteilt. An eine Schlachtstellung war nichtgedacht. Am 13. April kam der König, nahm eine Parade ab und ver-teilte Orden. Alles das verriet wenig Respekt vor dem deutschen Un-willen, aber um so mehr Vertrauen auf fremde Intervention. Am 19. Aprilwurde, wie mitten im Frieden, bei Kl.-Dannewerk eine größere Übung ab-gehalten.

Begünstigt war die dänische Verteidigung durch die Natur des Landes.Nur auf dem hohen Rücken, der im östlichen Drittel der Halbinsel ent-lang zieht und der den Heidecharakter trägt, ist es gangbar. Dortführt auch der schon erwähnte uralte Ochsenweg entlang. Vom Ostenher treten die tief ins Festland eindringenden Föhrden bis zu den steilenAbfällen des Höhenzuges heran und schützen die Flanken. Die Land-schaften zwischen ihnen sind in zahllose kleine Felder, von denen selteneines mehr als ^ Hektar messen dürste, geteilt. Knicks, d. h. Wälle mitHecken darauf, umgeben, schmale Durchlässe verbinden sie. Es fehlt anjeder Übersicht, an Raum für Truppenbewegungen. Nach Westen zurNordsee senkt das Land sich ganz allmählich hinab. Die Knicks fehlendort. Dafür hemmen tiefe Wasseradern, Gräben in die Ebbe und Fluthineintreten das Vordringen. Wasser und Land streiten um die Herr-schaft. Zwischen den Höfen sieht man Segel von Kähnen. Die Niede-rungsstreifen waren ehedem flache Meerbusen. Erst mit den Deichen amMeeresstrande verschwanden sie. Öffnet man deren Schleusentore zurFlutzeit, so kann sich das Wasser tief landeinwärts ausbreiten. In altenZeiten gingen die Handelsschiffe bis zur Rhede heute Rheide hin-auf und holten die Waren, die aus baltischen Häfen durch die Schleiherankamen. Auf der schmalen Landbrücke entstand die HandelsstadtSchleswig . Nur 10 Kilometer lagen dort zwischen den Meeren trocken,und alte Bollwerke, der Kograben mit hohem Wall dahinter und derMargaretenwall in zweiter Linie, sperren den Durchgang, der leicht ver-teidigt werden konnte. Wenig war aber für die Verstärkung getan. BeiKl. Dannewerk und auf der Gottorfer Schloßinsel hatte man Geschütz-stellungen vorbereitet, die Übergänge zum Abwerfen hergerichtet.

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