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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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II. Die Sturm- und Drcmgjahre von 18481850

fanden die Deutschen dabei nicht; doch stellte sich ein Sendbote des russi-schen und englischen Gesandten von Kopenhagen mit dem Vorschlage einesdreiwöchentlichen Waffenstillstandes ein. Wrangel antwortete ausweichend.Noch am späten Abend des 2. Mai wurde Fredericia besetzt, von wo dieDänen nach Fünen abgezogen waren. Wrangel nahm am 3. in der aufdiese Weise ohne Kampf gewonnenen Stadt sein Hauptquartier.

Auch die Freischaren folgten nach Jütland . Dann trat bei der ArmeeRuhe ein. Nur gelegentlich fielen an der Küste Schüsse von den dänischenSchissen gegen deutsche Truppen. Am 8. wnrde Fredericia von ihnen leb-hafter, aber mit geringer Wirkung unter Feuer genommen.

Dafür ging am 9. Mai Major v. Zastrow mit einer gemischten Ab-teilung von Veile bis Horsens und am 10. nach Aarhus vor, wo er großeAusschreibungen bewirkte und dann nach Veile zurückkehrte.

Die Diplomatie begann ihr Werk zugunsten Dänemarks. Rußland drohte mit einem Protest gegen die Überschreitung der jütischen Grenze.Wrangel forderte Verstärkungen, wurde aber an die Kleinstaaten verwiesen,welche das X. Bundesarmeekorps zu stellen hatten. Man riet dem GeneralMäßigung an und wendete sich von Berlin aus nach London , damit derdortige Hof auf den dänischen einwirke, um eine nachgiebige Haltung zuerzielen. Einstweilen legte General v. Wrangel der Provinz Jütland eineKontribution von 2 Millionen Talern auf, die als Unterpfand für denErsatz des durch Beschlagnahme deutscher Schiffe verursachten Schadensdienen sollte.

Die Verstärkungen kamen nicht, die Bundesstaaten brauchten Ausflüchte;selbst Preußen weigerte sich, mehr zu tun, um sich in dem Streite mitDänemark nicht noch weiter in den Vordergrund drängen zu lassen. ImAuslande sah man ihn schon als eine rein preußische Unternehmung an.Der Schriftwechsel über diese Dinge liest sich, als handle es sich um ein-ander fremde Mächte, von denen jede die andere mit Abneigung oder Miß-trauen betrachtete. Die deutsche Sache blieb ohne Deutschlands Unter-stützung. Der Bund stellte Forderungen, gewährte aber keine Hilfe. Einemunmittelbaren Drucke durch die insulare Lage entzogen, der Sympathiender fremden Kabinette sicher, konnte Dänemark den Verlauf der Verhand-lungen in Ruhe abwarten, während die siegreichen Waffen seiner Gegnerzu feiern gezwungen waren. Trotz der Niederlage hatte Dänemark dieGunst der Verhältnisse also auf seiner Seite; die Sieger waren in einesonderbare Vereinsamung geraten, als gehörten sie keiner der beteiligtenMächte an.

Die englischen Vermittlungsvorschläge führten einstweilen zu keinem Er-

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