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II Die Sturm- und Drangjahre von 1848—18S0
lassen, und betrieben eifrig die Aufstellung von Reservebataillonen. Siekündigten sogar, vertrauend auf den Schutz der Großmächte, namentlichEnglands , am 23. Februar 1849, den Waffenstillstand, da die Friedens-verhandlungen ein die herrschende eiderdänische Partei befriedigendes Er-gebnis nicht herbeigeführt hatten. Diese verlangte die Einverleibung Schles-wigs in Dänemark , also die Trennung der Herzogtümer.
Die Feindseligkeiten mußten also ihren Fortgang nehmen, wenn auchdie Friedensverhandlungen in London noch andauerten. Nunmehr trataber nicht mehr wie 1848, Preußen als Beauftragter des Bundes auf,sondern dieser selbst nahm die Leitung des Krieges in die Hand. Derpreußische Generalleutnant v. Prittwitz wurde zum Bundesfeldherrn er-nannt und die ihm anvertraute Armee, mit Ausnahme einer preußischenDivision, aus Reichstruppen bunt zusammengesetzt. Dazu traten die in-zwischen mit Hilfe preußischer Offiziere neu geordneten Holsteiner, derenOberbefehl General v. Bonin übernommen hatte. Sie bildeten eine starkeeigene Division nebst sünf Reservebataillonen und drei neugebildeten Es-kadrons. Im ganzen bestand die Armee aus fünf Divisionen: der 1. und2. kombinierten, der preußischen, der holsteinischen, einer kombinierten Re-servedivision und einer besonderen Reservebrigade, 50000 Mann mit 5000Pferden und 155 Geschützen.
Die Holsteiner nahmen ihre alten Stellungen nördlich Flensburg —Vortrnppen bei Apenrade und im Sundewitt — wieder ein. Dahintersammelten sich die übrigen Streitkräfte bei Schleswig, Rendsburg , Neu-münster und Nortorf .
Auf dänischer Seite hatte der frühere Oberbefehlshaber, General v. Hede-mann, vorgeschlagen, die Düppler Hohen stark zu befestigen und mit schwererArtillerie zu besetzen, eine Division darin aufzustellen, eine Brücke überden Alsensund zu schlagen und die zweite Division auf Alsen bereit zuhalten. Sie könne die ganze Küste von Kiel bis Fredericia beunruhigenund den Feind zwingen, diese dauernd besetzt zu halten. Damit und durchdie Unterbindung des Handels werde Deutschlaud mehr geschädigt, als Däne-mark leide. Dentschland könne sich nur durch Eroberung von Jütland einGegengewicht schaffen, dies aber würden die dänischen Verbündeten nichtdulden. Er endete mit dem Rate, den Waffenstillstand zu kündigen. Manfolgte seinem Rate jedoch nur teilweise.
Die dänischen Streitkräfte gruppierten sich in ein Hauptkorps unterGeneral v. Krogh auf den dänischen Inseln, ein Flankenkorps unter Bülowauf Alsen und ein schwaches Nordkorps unter Rye, meist Kavallerie, inJütland . Ihre Gesamtstärke wird auf 30000 Mann angegeben.