Wiederbeginn der Feindseligkeiten, Feldzug von 1849
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Am 26. März, als die Feindseligkeiten eigentlich beginnen sollten, wardie deutsche Armee noch recht unvollzählig. Es konnte dem General v.Prittwitz nicht nnlieb sein, daß Dänemark erklärte, den Kampf zu Landeund die Blockade zur See erst am 3. April eröffnen zu wollen. Um diesezu erschweren, hatte man sich zu Frankfurt a. M. im Winter bemüht, See-streitkräfte zu schaffen. Aber diese waren nicht weit gediehen; 4 großeSchiffe und 23 Kanonenschaluppen befanden sich meist noch in unfertigemZustande. Es fehlte an Ausrüstung, kriegstüchtiger Bemannung und er-fahrenen Seeoffizieren. Ohnehin wäre diese Seemacht der dänischen Flottevon 28 Kriegsschiffen mit 1162 Kanonen gegenüber bedeutungslos ge-blieben. Ihre Führung übernahm ein deutscher Seemann, Bromme, meistBrommy genannt, der unter Cochrane und Miaulis in Griechenland ge-fochten hatte.
Er wurde zum „Seezeugmeister für die Nordseeküste" ernannt, griffschon am 4. Juni mit 3 Dampfern von Bremerhaven aus das dänischeBlokadegeschwader vor der Wesermündung an und trieb es zurück, ver-mochte aber weiteres nicht zu erreichen, da das Flottenwerk bald ins Stockengeriet. Am 2. April 1852 sprach der Bundestag, wie vorgreifend er-wähnt sei, die Auflösung der Flotte aus. Am 1. Mai 1853 wurde sieöffentlich versteigert.
General v. Prittwitz sah ein, daß nur die Besetzung des größten Teilsvon Jütland Dänemark nachgiebig machen könne, und verlangte vomReichskriegsministerium die Ermächtigung dazu.
Inzwischen hatte die in Frankfurt vereinigte Nationalversammlung am28. März den König von Preußen zum Kaiser gewählt und dadurch dieinnere Verwirrung in Deutschland vermehrt, obwohl Friedrich Wilhelm IV. die ihm angebotene Würde am 3. April ablehnte. Österreich rief seineAbgesandten sofort zurück und ersuchte den Reichsverweser, auf seinemPlatze auszuharren. Der Fehler der erlauchten Versammlung war es ge-wesen, sich nicht an die Grenzen des Möglichen und Erreichbaren zu halten,sondern in doktrinärem Hochmut die vom Vorparlament angenommeneIdee der Volkssouveränität zu der ihren zu machen. Auf dem Wege derVerhandlung mit den Einzelstaaten wäre vielleicht eine Besserung desalten Bundeselends bis zu einem gewissen Grade zu erreichen gewesen.Da sie sich vermaß, die künftige Verfassung Deutschlands aus eigenemRechte zu ordnen, ohne die geringste Macht, diesem Rechte Nachdruck zuverleihen, so verurteilte sie sich selbst zur Ohnmacht, der durch den Ein-druck der Überhebung, welcher ihrem Gebaren anhaftete, auch noch etwas