Friedenspräliminarien und Waffenstillstand
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mung schnell zurück. Man dachte daran, die Dänen wieder nach Fredericia hineinzuwerfen, und versammelte die Truppen zu diesem Zweck. Jeneentzogen sich jedoch der Vergeltung und gingen nach Fünen hinüber. Diedeutsche Armee blieb daher stehen und wartete ab, was der Feind weitertun werde. Dieser hatte zu neuen größeren Unternehmungen keinen Anlaß,trat aber mit kleineren sehr keck gegen die bei Aarhuus stehende preußischeDivision auf, überfiel die Vorposten und machte Gefangene. „Einer Armee,welche auf alle Offensive verzichtet, werden solche Erfahrungen nicht erspart."
Inzwischen traf am 19. Juli die Nachricht vom Abschlüsse der Friedens-präliminarien und des Waffenstillstandes ein. Die Bedingungen warenfür Deutschland demütigend. Das zuvor laut anerkannte Recht der Herzog-tümer auf Unteilbarkeit war preisgegeben, Schleswig von Holstein getrenntund noch dazu durch eine Demarkationslinie geteilt worden. Diese liefvon der Ostseeküste südöstlich Flensburg zur Nordsee nördlich Tondern hinüber. Südlich davon sollten preußische, nördlich dänische, außerdem2000 neutrale — schwedische — Truppen stehen. Alsen und Arrö bliebenden Dänen. Die Bundestruppen marschierten ab; die schleswig-holsteinischeDivision mußte hinter die Eider zurückgehen. Eine gemischte preußischeAbteilung blieb in Hamburg stehn. Die staatsrechtliche Ordnung des Ver-hältnisses der Herzogtümer zu Dänemark behielt man weiteren Verhand-lungen vor. In Schleswig wurde eine Landesverwaltung durch einenvon Preußen, einen von Dänemark ernannten Kommissar eingesetzt. DieStatthalterschaft der Herzogtümer verlegte ihren Sitz nach Kiel .
Dänemark hob die Blockade auf, gab die genommenen Schiffe zurückund leistete Ersatz für den zur See angerichteten Schaden; Preußen sagtefür Erstattung der Kontributionen und des Preises der fortgenommenenund nicht wiedergegebenen Pferde gut.
Gegen dieses Abkommen legte die noch immer vegetierende deutsche Zentral-gewalt ebenso wie die Statthalterschaft Verwahrung ein; die Landesver-sammlung trat ihr bei. Allein die Drohung, die Herzogtümer ganz sichselbst zu überlassen und ihre kleine Armee durch Abberufung der preußi-schen Offiziere nahezu kampfunfähig zu machen, zwang zum Nachgeben.
Solange Deutschland keine Flotte besaß, ließ sich der Streit nur durchrücksichtslose Ausnutzung des dänischen Festlandes zu Ende führen. DiesMittel aber versagte, wenn man nicht zugleich in der Lage war, die Ein-mischung anderer Mächte sür längere Zeit fern zu halten. Dazu fehlteDeutschland in seiner augenblicklichen Verfassung die Kraft. Es war zu-dem nie zwiespältiger in seinem Innern, „als zur Zeit, wo seine Einheitmit hohen Worten von Frankfurt aus verkündet worden."