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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Gefecht von Waghäusel am 21, Juni 1849

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bis 1 Uhr nachmittags währte und damit endete, daß Hanneken vor dergrößeren Zahl der Feinde auf Philippsburg zurückging. Sein Verlust anToten belief sich auf 1 Offizier, 19 Mann, an Verwundeten auf 6 Offi-ziere, 96 Mann. Um einen ernsten Kampf hatte es sich also auch hiernicht gehandelt, wenngleich die Einbuße der Aufrührer weit erheblicher ge-wesen sein mag.

Der Hauptteil des Korps hatte inzwischen seinen Marsch auf Bruchsal ausgeführt und die Reservedivision weiter auf der Straße nach Wiesloch vorgehen lassen. Sie erhielt nunmehr Befehl, gegen das Gefechtsfeld aus-zubiegen, traf, über Hambrücken herankommend, bei Wiesenthal nur aufschwächere Kräfte Mieroslawskis und nahm das Dorf. Es scheint, daßsich aus diesem Anlaß namentlich der Kavallerie und derstets zur Aus-losung geneigten" Volkswehr eine Panik bemächtigte, welche auch dieArtillerie ergriff und den ungeordneten Rückzug der ganzen badischenTruppenmacht auf Heidelberg zur Folge hatte.

Das Mieroslawski nahe stehende Korps Snayde hatte zwar den Ka-nonendonner gehört, aber nichts zur Unterstützung der Waffenbrüder getan.

Am Neckar bei Ladenburg war während der Gefechte von Waghäusel und Wiesenthal das 2. preußische Korps eingetroffen, hatte sich aber nichtfühlbar gemacht, da es ihm nicht glückte, die Freischaren, die sich amgegenüberliegenden Ufer eingenistet hatten, zu vertreiben.

Das Neckarkorps bewerkstelligte am 21. Juni zwar den Übergang überden Neckar weiter oberhalb im Gebirge zwischen Eberbach und Mosbach ,schob aber seine Vortruppen nur wenig vor und blieb am Flusse stehen.

Als Mieroslawski , dem in diesen Tagen Sigel zur Seite stand, in derNacht nach den Gefechten wieder in Heidelberg ankam, war seine Lage höchstgefährlich. Er hatte die Nachricht erhalten, daß der Prinz von Preußen beiBruchsal eingetroffen sei. Die Umklammerung und Vernichtung seiner Streit-macht hätte den Angreifern bei etwas mehr Tätigkeit gelingen müssen.Vor ihm am Neckar stand das 2., hinter ihm im Rheintal das 1. preu-ßische Korps, östlich im Gebirge das Neckarkorps. Umstellt war er, wennauch noch nicht dingfest gemacht. Es blieb ihm ein einziger Ausweg ausder Schlinge, die sich in jedem Augenblick zuziehen konnte, nämlich derMarsch über Neckargemünd , dann die Elsenz aufwärts, beim Neckarkorpsvorüber und über das Gebirge zurück ins Rheintal. Sofort entschloß ersich zum Abmärsche in dieser Richtung und begann ihn am 22. Juni früh.

Die Division Wecker sollte am Neckar bleiben und dort einen Schein-widerstand leisten, bis alles übrige in Sicherheit war. Unter ihrem Schutzeging der Rückzug vor sich, anfänglich mit Ausnahme der Artillerie