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II. Die Sturm- und Drangjahre von 1848—1350
der feindlichen Angriffe schwächte die Wirkung der von uns erlittenenSchlappen dermaßen ab, daß wir unsere ganze kreisförmige Bewegungungehindert ausführen konnten." —
Nachzuholen ist, was inzwischen am Neckar geschehen war. Am 21. Juniwar dem 2. preußischen Korps der Neckarübergang bei Ladenburg bekannt-lich noch nicht gelungen. Am 22. ging es mit der 1. Division auf Heidel-berg, mit der 3. und der Reservekavallerie auf Mannheim vor. Mann-heim , wo eine politische Gegenbewegung eingesetzt hatte, ergab sich. Frei-scharen und Soldaten wurden entwaffnet, 14 Geschütze vorgefunden. Der2. Division gelang es erst am Abend, ihren Übergang bei Ladenburg zubewerkstelligen, von wo sie dann nach Heidelberg vorrückte, das bereitsvon der 1. Division nach leichtem Scharmützel an der dortigen Brückebesetzt worden war.
Von dem so endlich gewonnenen unteren Neckar aus trat das Korpsden Weitermarsch im Rheintale gegen Süden an.
Mieroslawski entschloß sich, den Widerstand hinter der Murg noch ein-mal aufzunehmen. Das badische Gebiet wird dort durch.die württem-bergische Grenze, welche bei Gernsbach dicht an den Fluß herantritt, bisauf eine Breite von nur 20 Kilometern eingeengt. Württemberg galt als„neutral", obschon württembergische Bataillone im Neckarkorps standen,und Mieroslawski scheint angenommen zu haben, daß damit sein rechterFlügel bei Gernsbach geschützt gewesen sei. Nach den.wMderMen Vor-.gängeu. der letzten Zeit, erschien es auch gar nicht unmöglich, daß diepreußischen Truppen vor den württembergischen Grenzpfählen gehorsamhalt machen würden. Mit den bei Rastatt vorgefundenen Truppen, denPfälzern und sich heranziehenden Freischaren soll Mieroslawski im ganzennoch über 22 Bataillone, 7 Schwadronen und 60 Geschütze — etwa^20bis 22000 Mann — verfügt haben, mit denen er an eine Verteidigungder Murgstellung, deren Mitte durch die Festung Rastatt geschützt war,wohl denken konnte.
Einige Ordnung war unter seine Truppen zurückgekehrt; am 26. hatteer eine Musterung über die von ihm herangeführten Abteilungen haltenkönnen. Am 27. ordnete er die Besetzung der neuen Front von Gerns-bach bis Steinmauern, machte den rechten Flügel besonders stark und zognach Oos eine Reserve zusammen. In einer Proklamation verhieß er,„hinter dem unüberwindlichen Bollwerk der Murg und der Festung Rastatt,links an Frankreichs rechts an^ Württemberg gelehnt", den Feind zu er-