Druckschrift 
2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
Entstehung
Seite
109
Einzelbild herunterladen
 
  

Die Gefechte an der Murg 1Y9

warten, der an den Kugeln und Bajonetten der Freiheitsarmeezerschellen"werde.

Für Rastatt geschah, was sich in der Eile tun ließ, namentlich wurdenoch für Verproviantierung gesorgt.

Die Reichstruppen hielten am 26. und 27. Juni im allgemeinen Rast.

Am 28. leitete der Prinz von Preußen den einheitlichen Angriff aufdie Murgstellung ein. Das 2. Korps sollte längs des Rheins, das 1. längsdes Gebirges gegen diese Stellung vorgehen, das Neckarkvrps durch württcm-bergisches Gebiet ihren rechten Flügel umfassen, ^ür den 29. früh warder einheitliche Angriff geplant, von dem man die Vernichtung der Auf-ständischen erhoffte.

Der Vormarsch führte am 28. Juni auf dem linken Flügel des l. Korps,bei der Division Niesewand, die durch die Berge vorging, um amfolgenden Tage das Neckarkorps mit einem Angriff auf Ottenau zu unter-stützen, das kleine Gefecht von Michelbach herbei. Die Aufrührerdrängten dort einige gegen den Ort vorgesandte preußische Kompagnienzurück, was den Divisionskommandeur veranlaßte, seinen Angriff am 29.früh solange zu verschieben, bis das Neckarkorps sich bei Gernsbach fühl-bar machen werde. Dieses traf, statt wie gewollt schon morgens, erst umdie Mittagszeit von Herrenalb her ein und brachte seine Artillerie gegendie Stadt in Tätigkeit. Gernsbach , wo die Pfälzer, jetzt unter Blenker,standen, geriet an mehreren Stellen in Brand, wurde aber erst am Nach-mittag um 5 Uhr von der umfassend vordringenden Bundesinfanterie unterganz geringem Verlust besetzt. Die Unterstützung des Angriffs durch dieWegnahme von Ottenau auf dem linken Flügel des preußischen Korpserfolgte noch, aber verspätet. Die Murgstellung war damit auf ihremrechten Flügel für Mieroslawski verloren. Ein Versuch der Gegner, sicham Abend Gernsbachs wieder zu bemächtigen, mißlang.

General v. Niesewand entschuldigte in seinem Bericht den Aufschub mitgroßer Erschöpfung seiner Truppen" undgänzlichem Mangel an Ver-pflegung", hauptsächlich aber mitder sehr exponierten Situation seinerDivision, welcher offenbar die Hauptkräfte des Feindes in dem günstigenTerrain gegenüberstanden." Erst als diese durch das Eintreffen des Neckar -,korps vor Gernsbach daran verhindert waren, sich gegen ihn zu wenden,hatte er geglaubt, vorgehen zu können. So geschehen nur wenigüber 20 Jahre vor Metz und Sedan!"

Gegen die Front der Murgstellung waren gleichzeitig das 2. preußischeKorps von Mühlburg , das 1., mit Ausnahme der Division Niesewand,von Karlsruhe herangerückt und hatten den Fluß unter leichten Gefechten