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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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II. Die Sturm- und Drangjahre von 18481850

bei Steinmauern sowie bei Muggensturm und Bischweier unterhalb undoberhalb Rastatt erreicht. Ihre Einbuße betrug dabei im ganzen an Totenund Verwundeten 170 Mann.

Trotz des Verlustes von Gernsbach wollte Mieroslawski die Verteidigungder Murg noch nicht aufgeben. Er beschloß, von Rastatt heranzuziehen,was dort abkömmlich war, die Division Becker bei Kuppenheim zu ver-stärken und aus den Divisionen Oborski und Mercy bei Oos eine starkeReserve zu bilden, mit der er am 30. Juni um 10 Uhr morgens sowohlgegen Gernsbach als über Kuppenheim die Offensive zu ergreifen gedachte.Der mit den vorhandenen Mitteln wenig harmonierende Entschluß aberkam nicht mehr zur Ausführung. Als er bei Oos eintraf, fand er feineGetreuen schon in Auflösung und auf dem Rückzüge. Mittlerweile warauch Kuppenheim nach kurzem Gefecht vom 1. preußischen Korps genommenworden. Als Mieroslawski dorthin vorrücken wollte, kam ihm die DivisionBecker bereits in voller Flucht entgegen. Wäre das Neckarkorps tätigergewesen, so hätte er mit seinem Stäbe, dem größten Teil der Artillerieund der Bagage in dessen Gewalt fallen müssen. So aber gelang es ihm,nach Achern zu entkommen.

Die Murglinie war endgültig für dieFreiheitsarmee" verloren, Rastatt isoliert. Das 1. preußische Korps blieb südlich des Platzes, das 2. amrechten Murgufer, das Neckarkorps bei Gernsbach , das Armeehauptquartierging nach Schloß Favorite bei Kuppenheim . Zur nachfolgenden Belagerungvon Rastatt war das 2. Korps unter General v. d. Grüben ausersehen.

Die Auflösung der badischen Streitkräfte setzte sich nunmehr unaufhalt-sam fort. Mieroslawski lieferte der provisorischen Regierung, welche ihrenSitz in Freiburg genommen hatte, die ihm anvertraute Kriegskasse ab,legte das Kommando nieder und verließ mit den übrigen fremden Offi-zieren das Heer. Sigel übernahm wieder den Oberbefehl. Er gedachtealle noch vorhandenen Streitkräfte in der Gegend von Freiburg zu sammeln,über den Schwarzwald nach Donaueschingen zu gehen, die Verfolger hintersich in den Gebirgspässen aufzuhalten, sich durch die Volkswehren desSeekreises, die er auf 10 000 Mann schätzte, zu verstärken und das Neckar-korps anzugreifen, über welches sich ein Erfolg am ehesten erringen ließ.Württemberg hoffte er in den Strudel der revolutionären Bewegunghineinzureißen und diese dadurch zu verstärken.

Nach Absendung einer Seitenkolonne durch das Kinzigtal traf er mitnoch 7000 Mann am 3. Juli in Freiburg ein, wo der Beschluß gefaßtwurde, mit Rücksicht auf die noch andauernde Bewegung in Ungarn undItalien den Kampf auch in Deutschland fortzusetzen. Sigel rechnete 18000