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II. Die Sturm- und Drangjahre von 1848—1850
Die Sardinier gingen ihrerseits in entgegengesetzter Richtung bei S. Mar-tins über den Fluß und kamen bis Magenta, von wo die dort aufgestelltenAbteilungen der zurückgelassenen österreichischen Brigade Wohlgemuth ab-zogen, um sich vereint südlich zu wenden und der Armee zu folgen. Dieanderen drei Divisionen der sardinischen Hauptmacht blieben noch stehen.Am Abend erfuhr der König, daß die Österreicher über Pavia vorgegangenseien. Er konnte jedoch den Entschluß nicht fassen, die verwegenen Um-geher selbst zu umgehen und mit allen Kräften schnell auf Mailand zumarschieren, sondern entschied sich für die Rückkehr ans linke Ticinoufer,um sich ihnen dort in den Weg zu stellen.
Radetzky ließ am 21. März das 1. Korps auf Vigevano vorgehen, das,schon unterstützt durch die herangekommene Brigade Wohlgemuth, die 2.sardinische Division zurückwarf. Mit dem 2., 3. und Reservekorps rückteer auf Mortara heran, wo am Nachmittage die 1. und die sardinischeReservedivision auf den Höhen beiderseits der Stadt angetroffen und nachlebhaftem Gefechte geworfen wurden. Hierbei zeichnete sich der Oberst Benedek,der Oberbefehlshaber der Nordarmee von 1366, dadurch aus, daß er mitseinem Regiments Mortara nahm und die feindlichen Divisionen trennte.
Das 4. österreichische Korps marschierte zur Linken auf S. Giorgio.
König Karl Albert beschloß, seine Hauptmacht am 22. um Novara zuversammeln und die Schlacht anzunehmen. Alle 5 Divisionen erreichtendas Ziel und stellten sich südlich der Stadt mit dem festen Gehöft laBicocca als Stützpunkt auf.
Das österreichische Heer kam bis Vespolate und Robbio. Irrige Mel-dungen, daß der Feind nur noch eine Nachhut bei Novara habe und schonim Abmärsche auf Vercelli sei, veranlaßten es am 23. März, in dieserRichtung auszubiegen und nur das 2. Korps weiter auf Novara mar-schieren zu lassen. Dort traf es um 11 Uhr vormittags auf die sar-dinische Armee und rief nun die anderen Korps herbei. Die irrtümlichauf Vercelli eingeleitete Bewegung bedingte es, daß die Verstärkungen zumTeil in der wirksamsten Richtung herankommen, nämlich gegen die rechteFlanke und den Rücken der Sardinier. Nur das 1. Korps erreichte dasSchlachtfeld nicht mehr. Die anderen waren zur Stelle und Radetzky warfam Abend die völlig geschlagenen Sardinier nach Novara hinein. DieSchlacht beendete den nur viertägigen Feldzug. Karl Albert , dessen Truppenwiederum zahlreiche Gefangene verloren und sich teilweise ganz auflösten,dankte noch in der folgenden Nacht zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II.ab, der sich von der Erhebung lossagte und am 26. mit Radetzky einenWaffenstillstand schloß.