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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Radehkys kühner Gegenzug

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Monats ablief. Ein kurzer für die Österreicher glänzender Feldzug folgte.Radetzky verfügte wieder über seine 5 Korps, das 1., 2., 3., 4. und das1. Reservekorps, im ganzen 75 000 Mann. Davon standen das 1. und 2.sowie das 1. Reservekorps in und um Mailand, das 3. bei Brescia , das4. bei Piacenza . Der König hatte diesmal seine Armee in 7 Divisionengeteilt, von denen drei, nämlich die 2., 3. und 4. bei Vigevano und Galliateam Ticino, zwei, d. h. die 1. und die Reservedivision bei Novara dahinterstanden und die beiden letzten, die 5. und 6. eine besondere Seitengruppesüdlich des Po gegenüber Pavia und bei Sarzana an der toskanischenGrenze bildeten. Im Norden am Gebirgsfuße stand eine leichte Brigadebei Oleggio.

Die Gesamtmacht wurde auf 90000, ja sogar 100110 000 Mannveranschlagt.

Karl Albert ging von der Vorstellung aus, Radetzky werde sich, wie imletzten Feldzuge, von Mailand zurückziehen, um sich die Verbindung mitden heimatlichen Hilfsquellen zu sichern und nicht zu viel aufständischesGebiet hinter sich zu haben oder sich vor Mailand zur Schlacht stellen.Er wollte daher mit der Hauptmacht auf dem geraden Wege über Magentavorstoßen, während die südliche Gruppe über Pavia gegen rechte Flankeund Rücken der Österreicher herankam.

Radetzky dachte jedoch, trotz der Minderzahl seiner Truppen, anders.Er wollte nur zum Schein von Mailand weichen, den Feind durch einezurückgelassene Brigade täuschen, dann aber seine ganze Armee schnell nachPavia , also nach vorwärts zusammenziehen und am 20. März zwischenden beiden südlichen Armeegruppen aus dem Platze hervorbrechen, um dieOffensive gegen die rechte Flanke der stärkeren nördlichen zu ergreifen.Dieser kühne Plan, bei dem die Armee sich vorübergehend von ihren natür-lichen Verbindungen trennte, hatte jedenfalls den Vorzug, dem Feindevollkommen Unerwartetes zu bringen. Im Vertrauen auf die größereTüchtigkeit der österreichischen Truppen konnte er unbedenklich gefaßt werden,und er führte zu vollem Erfolge.

Radetzky marschierte am 17. März zunächst von Mailand gegen Lodi,bog dann nach Pavia ab und vereinigte dort am 19. seine ganze Armee,die den Ticino überschritt und am 20. auf dem rechten Flußufer in derRichtung gegen Vigevano und Mortara zum Angriff schritt, nur weniggestört durch die Vorhut der sich behutsam südlich des Po bei Casteggiozurückhaltenden sardinischen Division Namorino. Wie wenig inneren HaltKarl Alberts Heer besaß, zeigte sich schon bei dieser Gelegenheit, wo die.Österreicher zahlreiche Gefangene machten und 6 Geschütze erbeuteten.

Frhr. v. d. Goltz , Kriegsgeschichte II 9