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II. Die Sturm- und Drangjahre von 1848—1860
an 75 000 Mann. Er machte sich daher an die Einschließung von Mantua,schob den äußersten rechten Flügel bis Governolo am Po entlang vor,hielt mit der Mitte das Hügelland von Custozza besetzt und wollte aufdem linken Flügel das Plateau von Nivoli zwischen Etsch und dem Lagodi Garda behaupten. Somit dehnte er seine Stellungen auf eine Frontvon etwa 60 Kilometer aus.
Radetzky, der anfänglich wieder über Mantua gegen die rechte Flankeder Sardinier hatte vorgehen wollen, änderte jetzt, die Schwäche der über-mäßig langen Stellung des Gegners erkennend, seinen Plan. Er ent-schloß sich, geradeswegs von Verona her die gegenüberliegende feindlicheMitte anzugreifen und zu durchbrechen. Am 23. Juli ging er mit dem2. Korps auf Sona, mit dem 1. auf Sommacampagna vor, während dasNeservekorps folgte. Das schwache 3. unterstützte bei Rivoli von Nordenher, das 4. blieb bei Legnago Mantua gegenüber.
Bei Sona und Sommacampagna hatten die Sardinier nur etwa 16 bis20 000 Mann beisammen und wurden leicht über den Mincio zurück-geworfen, wohin sich auch der schon am 22. angegriffene linke Flügel vonRivoli heranzog. König Karl Albert entschloß sich zu einem Gegenstoßund zog am 24. Juli seinen rechten Flügel nach Villafranca heran, woer etwa 20 000 Mann vereinigte. Anfänglich hatte sein Vorgehen vondort gegen die Höhen von Sommacampagna Erfolg. Radetzky, der schonim Begriff gewesen war, den Mincio südlich Peschiera zu überschreiten,drehte nun aber um und warf ihn am 25. Juli wieder auf Villafrancazurück. Diese mit dem Namen der Schlacht von Custozza bezeichnetenKämpfe, die den Österreichern nicht mehr als 1065 Tote und Verwundete,sowie 341 Gefangene kosteten, entschieden den Feldzug. König Karl Albert entschloß sich zum Rückzüge über Goito, und, da Radetzky das Anerbieteneines Waffenstillstandes zurückwies, weiter über Cremona auf Mailand .Radetzky folgte unter neuen Gefechten und nahm am 4. August die letzteStellung der Garden vor dieser Stadt. Am 6. hielt er nach viereinhalb-monatlicher Abwesenheit seinen Einzug. König Karl Albert war mit Müheder Wut des Mailänder Pöbels entrissen worden; seine Truppen hattensich teilweise aufgelöst, die Freischaren sich zerstreut. Es blieb ihm nichtsübrig, als wieder hinter den Ticino zurückzugehen, am 9. August mitRadetzky einen Waffensttllstand abzuschließen und das von seinem Heeregenommene Peschiera wieder auszuliefern. —
Aber die Gärung in Italien dauerte fort; Venedig hielt sich noch; KönigKarl Albert rüstete eifrig und kündigte, von der Nationalpartei gedrängt,am 12. März 1849 den Waffenstillstand, der danach am 20. desselben