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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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II. Die Sturm- und Drangjahre von 1848I8S0

zerstreut, so daß er im ganzen über 57 500 Mann zum Einmärsche inUngarn verfügte. Kleinere Heeresteile machten sich in Galizien, in Sieben-bürgen, dem Banat und der Bäcska, den Landschaften östlich und westlichder unteren Theiß , bereit. Sie werden gemeinsam auf 62000 Mann ver-anschlagt, so daß im ganzen 139 500 Mann sich zur Bezwingung derUngarn anschickten.

Diese hatten bei Raab 30 000 Mann gegen Windischgrätz zusammen-gebracht, während andere 13000 Mann die Westgrenze überwachten. 49 000Mann standen an den übrigen Grenzen und in Siebenbürgen , 16 000 inden in ungarischer Gewalt befindlichen Festungen Peterwardein , Komorn,Leopoldstadt und Munkacs. Alles in allem verfügte die ungarische National-regierung somit über 108 000 Mann zur Verteidigung.

Windischgrätz beabsichtigte den gleichzeitigen Angriff von allen Seitenher, der nach seiner Meinung zu einem großen Kesseltreiben gegen dieunbotmäßigen Ungarn werden sollte. Am 16. Dezember begannen dieOperationen. Görgey , der an der Westgrenze vor der österreichischen Haupt-armee stand, wich, von Windischgrätz lässig verfolgt, über Raab gegenOfen-Pest zurück. Seine Nachhut wurde dabei am 28. Dezember beiBabvlna geschlagen. Am 2. Januar 1849 wurde auch das Aufgeben derHauptstadt beschlossen. Der bis dahin dort tagende Landesverteidigungs-ausschuß verlegte seinen Sitz nach Debreczin . In den beiden nächstenTagen ging die Armee hinter die Donau zurück, und Windischgrätz besetzteam 5. Januar Ofen-Pest. Ein Handstreich gegen Komorn war ihm miß-lungen.

Etwa gleichzeitig mit Windischgrätz' Vormarsch brach Schlick aus Galizien in Ungarn ein und besetzte Kaschau an der Hernad. Dort behauptete ersich am 4. Januar 1849 gegen einen Angriff der Ungarn , die unter einemVerlust von 500 Gefangenen und 16 Geschützen auf Tokaj an der Theiß zurückgeworfen wurden.

In Siebenbürgen befehdeten sich zunächst Szekler und Rumänen. Dar-über geriet fast die ganze Provinz wieder in die Gewalt des österreichischenGenerals Puchner. Er schickte sich eben an, dem Heere Windischgrätz' inder Richtung auf Groß-Wardein entgegenzumarschieren, als der polnischeGeneral Bem bei den ihm gegenüberstehenden ungarischen Truppen ein-traf und mit 6000 Mann die Offensive ergriff. Diesem unternehmendenFührer gelang es, die Österreicher in verschiedenen Gefechten zu schlagenund nach Süden auf Hermannstadt zurückzudrängen. Dort griff er sieam 21. Januar 1849 an, wurde aber abgewiesen und auf Stolzenburgzurückgeworfen. Hier behauptete er sich gegen Puchner und wartete Ver-