160
wollte. Für die Einräumung des dauernden Oberbefehls über die nord-deutschen Truppen würde der Prinzregent zu haben gewesen sein. Aberauch das wurde ihm nicht angeboten. Erzherzog Albrecht erschien in Berlin nur mit dem Vorschlage, daß jede der beiden Mächte 250000 Mann untergemeinschaftlicher Leitung am Rheine entfalten solle. Österreich wollteseinen italienischen Besitz also mit preußischer Hilfe behaupten, aber keineGegenleistung dafür gewähren. Es hatte sich allzusehr an Preußens Nach-giebigkeit gewöhnt und sah nicht, wie sehr sich dort die Verhältnisse ge-ändert hatten, seit eine andere Hand das Zepter führte. Die Nichtachtungging soweit, daß an demselben Tage, an welchem Erzherzog Albrecht Ber-lin verließ, das österreichische Ultimatum in Turin abgegeben wurde, ohnedaß er oder der Prinzregent davon Nachricht erhalten hatten.
In Italien währte seit der Niederlage König Karl Alberts von Sar-dinien die Gärung fort. Zahlreiche geheime Gesellschaften schürten sieund hielten die allgemeine Unzufriedenheit rege. Der unermüdliche Ver-schwörer Mazzini arbeitete auf eine republikanische Schilderhebung desganzen Italien hin. Vereinzelte Aufstände mißlangen jedoch. Die Führerder Bewegung begriffen, daß eine starke Hilfe von außen her notwendigsei. Am ehesten konnte diese Napoleon III. leisten. Man mißtraute ihmindessen und erklärte ihn wegen angeblicher, vordem an Italien gegebener,aber unerfüllt gebliebener Versprechen für einen Abtrünnigen, der seineitalienische Abstammung verleugne. Das Bombenattentat des ItalienersOrsini gegen den Kaiser und seine junge Gemahlin am 14. Januar 1853sollte der Rache Italiens Ausdruck geben. Es mißlang, mag aber dochnicht ohne Wirkung auf das Gemüt des Kaisers geblieben sein. Er be-gann, sich der italienischen Sache zuzuneigen. Durch die Heirat des Prin-zen Napoleon mit der ältesten Tochter des Königs von Sardinien trater in verwandtschaftliche Beziehungen zu diesem.
Seit den Sturm- und Drangjahren galt der öffentlichen Meinung dasNationalitätsprinzip als allein richtige Grundlage für die künftige Staaten-bildung. Eine Flugschrift, die der Kaiser selbst veranlaßt hatte, „Napo-leon HI. und Italien ", sprach von der Berechtigung der Nationalitäten.Die Pressefehde zwischen Österreich und Frankreich ward immer schärfer.In seiner Rede bei Eröffnung der sardinischen Kammern am 10. Januar1859 sprach König Victor Emanuel davon, daß Sardinien gegen Italiens Klagen nicht taub sein dürfe.
Orientalische Verwicklungen wegen Serbiens und der Donaufürstentümer,die Österreich bedrohten, erhöhten die Spannung. Österreich hatte sich schonseit November 1858 mit Mobilmachungsplänen beschäftigt und verstärkte