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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Napvleon III. Angrisfsplan

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zwischen Po und Apenninen nach Osten lief, vorzuführen. Auch der Um-stand, daß der Strom im Unterlauf ein immer stärker werdendes Hinder-nis bot, sowie die Notwendigkeit, das feste Piacenza zu nehmen, womöglicherweise die Österreicher am Nordufer die Ankömmlinge erwarteten,forderten Beachtung. Am Ende erschien es rätlich, den wirkungsvollerenaber beschwerlicheren Vormarsch südlich des Po aufzugeben und den leich-teren über Vercelli zu wählen, der noch dazu den Vorzug der Überraschungfür sich hatte.

Der Kaiser befahl daher am 26. Mai, daß die Sarden von Casale ausmöglichst nnbemerkt nach Vercelli vorgehen und dort Stellung nehmen, dieHauptkräfte der französischen Armee aber im Laufe des 27., 23. und29. Mai die Infanterie zum großen Teil auf der Eisenbahn inden Raum CasaleValenza abrücken, die Vorposten und die Kavalleriejedoch unbeweglich am Po stehenbleiben sollten.

Dieser Flankenmarsch wurde, wie befohlen, ausgeführt, nicht entdeckt undnicht gestört.

Das Gefecht von palestro am 30. und 51^. Mai ^85H(S. Skizze 15)

Am 30. Mai gingen 4 sardinische Divisionen von Vercelli gegen Pa-lestro vor, um für die nachrückenden Franzosen Platz zu machen, undstießen dort auf die österreichische Brigade Weigl des 7. Korps, die denäußersten rechten Flügel der österreichischen Vorposten inne hatte. Siestand in einem Labyrinth von Pflanzungen, Reisfeldern, Gräben undKanälen, denn die Gegend von Palestro ist sogar für Oberitalien beson-ders unübersichtlich. Ihre 3200 Mann, 130 Reiter und 8 Geschütze warenzudem noch auf einer IS Kilometer langen Linie von Vinzaglio über Pa-lestro bis Longosco zersplittert. Ernster Widerstand war an keiner Stellemöglich. Ihr Führer glaubte sich durch die hoch angeschwollene Sesiagedeckt und ahnte noch am Morgen nicht, daß die ganze sardinische Armeegegen ihn im Anmärsche sei.

Von dieser, die im ganzen 40 600 Mann Infanterie, 1760 Reiter und82 Geschütze zählte, also mehr denn zehnfach so stark war, rückte die Di-vision Cialdini gegen Palestro, die Division Durando gegen Vinzaglio heran. Die beiden anderen Divisionen gingen weiter nördlich vor. InPalestro standen nur 3 österreichische Kompagnien mit 2 Geschützen. Sieleisteten heldenmütigen Widerstand, hielten das Dorf eine Stunde lang undnahmen die Gegenwehr an dem wenige hundert Schritt dahinter gelegenenKanal Della Borghesa von neuem auf. Dort erhielten sie einige Ver-