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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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IV. Der Italienische Krieg von 1859

bei Betrachtung des Gefechts von Montebello nicht an Saalfeld, Kapellen-dorf , Halle und andere Gefechte von 1806.

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Den Feldzeugmeister bestärkte das Gefecht in seiner Ansicht, daß Na-poleon III., wie einst Bonaparte, beabsichtigte, gegen Piacenza vorzugehen.Manches sprach dafür, daß die Franzosen südlich des Po bleiben würden,wo sie die Überschreitung der von den Alpen herabkommenden Nebenflüssevermieden und bei dem Zustande des Landes, das mit ihnen sympathisierte,völlige Freiheit der Bewegung hatten. Sie konnten sich im Notfalle aufLivorno ebenso gut basieren wie auf Genua und ohne schwierige Angriffedie Österreicher aus der Lombardei herausmanövrieren, deren Bevölkerungsich ihnen dann mit Begeisterung angeschlossen hätte.

Napoleon HI. wieder hielt den österreichischen Vorstoß für den Beginneiner größeren Offensive. Auch das war logisch gedacht.

Beide Parteien sollten sich täuschen.

Graf Gyulai dachte gar nicht an die bei ihm vorausgesetzte kühne Ab-sicht, und der Kaiser faßte einen gerade entgegengesetzten Entschluß, alssein Gegner ihm zuschrieb. Am 26. Mai entschied er sich für den Links-abmarsch aus seiner Stellung und für den Vormarsch über Vercelli , No-vara auf Mailand um den rechten Flügel der Österreicher herum. Beiden Vorteilen, die das einstweilige Verbleiben auf dem südlichen Pouferbot, ist dieser Entschluß auffallend. Jominis Ratschläge sollen zu seinerEntstehung mitgewirkt haben; die Vermutung, daß die Erbeutung einesösterreichischen Armeebefehls die Ursache war, ist in geistvoller Art be-gründet worden. Aber auch auf dem Wege ganz natürlicher Folgerungenläßt er sich erklären.

Nach dem Abzüge der Österreicher von Vercelli hatten sich die Sar-dinier von Casale aus dort festgesetzt und Streifzüge gegen Palestro undbis Borgo Vercelli unternommen. Der Weg nach Novara lag offen. VonAlessandria bis Vercelli stand die Eisenbahn zu Gebote und war in derFolge zur Versorgung der vordringenden Armee benutzbar. Im gebirgi-gen Gelände am Fuß der Alpen konnten der Parteigängerkrieg und dieVolkserhebung in Gang gebracht werden, um die Österreicher in Flankeund Rücken zu bedrohen.

Nach dem Gefecht bei Montebello hatte der Kaiser seine Armee nachrechts gegen Stradella vorgeschoben, und bei dieser Gelegenheit mag seinerÜberlegung die Schwierigkeit einleuchtender geworden sein, eine Armee vonnahe an 200000 Mann im wesentlichen auf einer einzigen Straße, die