Tas Gefecht von Montebelw am 20. Mai 1859
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Die mittlere österreichische Kolonne war in das Gefecht an der Eisen-bahn hineingezogen worden. Die rechte unternahm am Nachmittage vonBranduzzo her einen Vorstoß in südlicher Richtung gegen die linke Flankeder Franzosen und trat bei Jl Casoni di Lausi ins Gefecht, führte diesesaber nicht mit ganzer Kraft durch und hatte daher auch nicht den vollenErfolg, den sie hätte haben können. Auf den Kanonendonner herbei-eilende französische Verstärkungen hielten sie auf, und nach dem Verlustvon Montebello trat auch sie den Rückzug an.
General Forey wagte nicht einmal, die Nacht hindurch unmittelbar vorder Front der nun versammelten Österreicher stehen zu bleiben. Er be-fahl, um sie irre zu führen, ausgedehnte Wachtfeuer anzuzünden, undging mit seinen Truppen nach Voghera zurück.
Graf Stadion ließ sich wirklich täuschen und trat noch in der Nachtden Rückzug in den Brückenkopf von Vaccarizza an, wo die letzten Trup-pen erst am nächsten Mittag um 1 Uhr stark erschöpft eintrafen.
Die Verluste waren nicht unbedeutend. Sie betrugen auf österreichi-scher Seite 46 Offiziere, 1377 Mann, auf französischer 64 Offiziere,659 Mann.
Irgendeinen Nutzen brachte das blutige Gefecht für den Angreifer nicht.Daß französische Truppen bei Voghera stünden, wußte man auch früherschon, welche Gesamtstärke und welche Absichten sie hätten aber nach deinKampfe ebensowenig wie zuvor.
Der Umstand, daß das erste Zusammentreffen mit den Franzosen un-günstig ausgefallen war, wirkte hingegen recht nachteilig auf die Stimmungder ganzen österreichischen Armee. In Wirklichkeit hatten 12 000 derIhren gegen 7000 Franzosen gefochten. Diese nicht unbeträchtliche Über-zahl wurde, bei der Gesamtstärke der ausgerückten Truppen, noch erheblichüberschätzt und dem Mißerfolge deshalb vermehrte Bedeutung beigemessen.Auch auf die pessimistische Grundstimmung des Oberbefehlshabers hat derAusgang wohl einen verschlimmernden Einfluß geübt.
An Tapferkeit hatten es die Österreicher nicht fehlen lassen. Mit Rechtdankte ihr Kaiser ihnen telegraphisch dafür. Aber sie waren schwerfälligerals die Franzosen , klebten an Formen, fanden sich im Gelände schlechterzurecht; ihren Führern fehlte es an Selbständigkeit und an kräftigemTriebe zur eigenen Tätigkeit. Geradezu unheilvoll hatte die Theorie derAusnahmestellungen gewirkt, durch welche ein möglicher Rückschlag in seinenFolgen abgeschwächt werden sollte. Sie verschuldete vornehmlich die Kräfte-zersplitterung. Um einmal nicht ganz, sondern nur halb geschlagen zuwerden, verzichtete man fünf- oder sechsmal auf den Erfolg. Wer dächte