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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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IV. Der Italienische Krieg von 1859

Als sich um 2'/z Uhr nachmittags noch kein Feind vor der Stellungvon Genestrello zeigte, gedachte Graf Stadion den Truppen für heuteRuhe zu gönnen und wies ihnen ihre Unterkunft an.

Inzwischen war die Division Forey aber durch die zurückeilenden sar-dinischen Reiter aus ihrer Ruhe aufgescheucht worden. Ohne die Ver-sammlung seiner Truppen abzuwarten, brach der französische General so-fort mit dem, was er zur Hand hatte, auf und traf vor der linkenösterreichischen Kolonne bei Genestrello ein, gerade als Graf Stadion deneben erwähnten Entschluß gefaßt hatte. Ein erster Anprall wurde siegreichabgewiesen. Aber die Verzettelung der Österreicher, die hier vom Feld-marschalleutnant Urban befehligt wurden, machte sich bald sühlbar. Dieübrigen Streitkräfte Stadions waren schon auf dem Wege zu ihrenNachtquartieren; sie entfernten sich also vom Gefechtsfelde, statt sich zunähern. Die Franzosen erneuerten den Angriff mit einer ganzen einheit-lich verwendeten Jnfanteriebrigade. Er gelang, trotzdem auch die Öster-reicher durch einzeln herankommende Bataillone verstärkt wurden. Ebensoging es in der Ebene nördlich Genestrello her, wo die Franzosen , trotzihrer Minderzahl, den nach und nach eintreffenden Abteilungen des Geg-ners überlegen blieben. Die unglückliche Gewohnheit, zu häufig Reservenund sichernde Abteilungen zurückzulassen, brachte diesen nach vorüber-gehenden Erfolgen am Ende stets in Nachteil.

Inzwischen trafen mehrundmehrTruppen der österreichischenlinkenKolonnevon rückwärts auf dem Gesichtsfelde ein. Nach dem Verluste von Genestrellowurde Montebello gehalten, aber unter gleicher Zersplitterung der Kräfte.Von 6500 Mann, die verfügbar wurden, kamen nur etwa 2600 zur Ver-wendung, und auch diese nicht alle in der vordersten Gefechtslinie. Wiederwurde trotzdem ein erster Angriff abgewiesen. Als die Franzosen ihnaber wiederholten und nördlich von Montebello an der Eisenbahn in Vor-teil kamen, so daß sie auch von dort her gegen das Dorf eingrifsen, gingdieses nach erbittertem Häuserkampfe verloren. Die Reserven, die vomFuße des hinter dem hochgelegenen Montebello abfallenden Steilhanges ausuntätig zugesehen hatten, kamen erst beim Rückzug am Cimetero zum Ge-fecht, wo sie noch durch einen Flankenstoß der Ihrigen von der CasaFogliarina aus unterstützt wurden.

Um 6^ Uhr nachmittags war der Kampf beendet, Montebello in un-bestrittenem Besitze der Franzosen . General Forey hütete sich wohl, auchCasteggio noch anzugreifen, das mittlerweile durch den Rest der linkenösterreichischen Kolonne und die von Graf Stadion zurückgehaltene Haupt-reserve stark besetzt worden war.