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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Das Gefecht von Palestro am 30. und 31. Mai 1859

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zösische Hilfe, erhielt ein Zuavenregiment zugesandt und vereinigte somitbei Palestro an 14 000 Mann.

Der Feldzeugmeister hielt trotzdem uoch an der Überzeugung fest, daßdie Franzosen auf Piacenza vorgehen würden und sein linker Flügel, nichtaber der rechte, bedroht sei. Garibaldis Vorgehen auf Varese am Alpen-fuße hielt er für einen Versuch, seine Aufmerksamkeit nach der falschenRichtung abzulenken.

Am Abend waren noch 2 Brigaden, diese dem 2. Korps angehörend,eingetroffen, und alle 4 sollten am nächsten Morgen, dem 31. Mai, gegenPalestro vorgehen, um die wirkliche Stärke des Gegners dort zn erkunden.Dies führte zu erneutem Kampfe.

Wenn auch die Natur des Geländes nicht erkennen ließ, daß die ganzesardinische Armee bis auf eine bei Casale zurückgebliebene Division ihrenSesiaübergang bei Vercelli schon bewerkstelligt hatte, so ließen die Gefechtebei Palestro und Vinzaglio sowie das Vordringen starker Kavallerie aufdem linken Flügel der Verbündeten und Garibaldis gegen Como dochkeinen Zweifel mehr darüber, daß die Hauptkräfte gegen den rechten Armee-flügel in Bewegung waren. Dies hätte die Besorgnisse für den linkenheben sollen; denn daß die Franzosen auf Piacenza , die Sardinier abergleichzeitig über Vercelli , in zwei ganz auseinanderstrebenden Richtungen,angreifen würden, durfte man ihnen nicht zutrauen. Die neue Erkundungwar daher überflüssig, ja gefährlich, und der Generalstabschef der ArmeeOberst Kühn mahnte auch zur Vorsicht.

Die 4 um Nobbio vereinigten Brigaden gingen unter einheitlichem Be-fehl des Feldmarschalleutnant Baron Zobel, an 11000 Mann stark, indrei Kolonnen gegen die Linie ConsienzaPalestro vor, während hinterihnen Nobbio besetzt blieb. Sie stießen in ein Wespennest hinein, dennin der Frühe hatte das ganze 3. französische Korps begonnen, von Pra-rolo aus, die Sesia zu überschreiten. An 90000 Verbündete standen nundiesseits der Sesia bereit, also eine nennfache Übermacht.

Trotzdem griff die rechte Kolonne unter General Weigl, 1100 Gewehre,60 Reiter, 4 Geschütze, entschlossen Consienza an, wo die beiden sardini-schen Divisionen Fanti und Castelborgo mit 20 000 Mann, 400 Reiternund 44 Geschützen standen. An Erfolg war natürlich nicht zu denken.Die Brigade mußte am Ende nach einem Verlust von 5 Offizieren und169 Mann nach Nobbio zurückweichen.

Die in der Mitte vorgehende Hauptkolonne, von dem Feldmarschall-leutnant Zobel selbst geführt, S500 Mann Infanterie mit 24 Geschützen,warf zunächst am Vormittag die feindlichen Vorposten vor Palestro zu-