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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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IV. Der Italienische Krieg von 1659

rück, entwickelte sich am Canale della Borghesa und geriet hier in heftigesstehendes Feuergefecht gegen die sardinische Übermacht. Es gelang schließ-lich, auch diese auf Palestro zurückzuwerfen; dann aber mußte das Gefechtabgebrochen und der Rückzug nach einem Verlust von 17 Offizieren, 929Mann angetreten werden, da die große Zahl der Feinde erkannt wurdeund das Geschützfeuer bei der linken Kolonne verstummte, woraus mannichts Gutes folgerte.

In der Tat war dort ein schwerer Unfall eingetreten.

Generalmajor Szab6, der sich rechts durch die Hauptkolonne, links durchdie Sesia, die noch in der letzten Nacht um 3 Fuß gestiegen war, völliggesichert glaubte, rückte, um schnell vorwärts zu kommen, mit seinen3850 Mann Infanterie, 270 Reitern und 8 Geschützen, ohne die gehöri-gen Sicherheitsmaßregeln, am Flußufer gegen Palestro vor. Bei LaBridda, wo eine Brücke über den tiefen, zwischen hohen Dämmen sich hin-ziehenden Cavo Sartiraua führt, traf er auf den Feind. Brücke und an-stoßende Gebäude wurden von den österreichischen Jägern bald genommen,der Verteidiger wich nach der Casa S. Pietro zurück. Dann entdeckteman die Kriegsbrücke von Prarolo, auf der die Franzosen noch immerdie Sesia überschritten, und nahm sie unter Geschützfeuer. Auch S. Pietrowurde erobert. Unvorsichtig folgten die Jäger den Sardiniern auf Palestround gerieten dort in die feindliche Übermacht hinein. Plötzlich erschienenzudem in Flanke und Rücken der bisherigen Sieger französische Zuaven vom3. Regiment, welche die Sesietta durchschwömmen oder durchwatet hattenuud sich der Brücke von La Bridda wieder bemächtigten. Ein österreichischesJnfanteriebataillon setzte sich dort freilich im Viereck zur Wehr, aber eineam anderen Sesiaufer auffahrende feindliche Batterie sprengte es durchihre Geschosse auseinander. Nun folgte allgemeine Verwirrung. DieVerbände lösten sich auf; viele Leute ertranken beim Versuch, den Kanalzu passieren. Bei Rivoltella fanden die zerstreuten Abteilungen Aufnahme.7 Geschütze und etwa 1000 Mann gingen verloren. Die Gesamteinbußeder Österreicher hat somit an 2200 Mann betragen, wovon 364 in Ge-fangenschaft gerieten. Der Verlust der Verbündeten belief sich auf 700Tote und Verwundete.

Der moralische Eindruck dieses Mißgeschicks war um so größer, als diefranzösische Infanterie, zumal die Zuaven, eine den Österreichern weitüberlegene Schnelligkeit und Gefechtsgewandtheit, die 7 Jahre später anden Preußen gerühmte oder geschmähteaffenartige Behendigkeit" offen-kundig an den Tag gelegt hatten.

An sich ist der Ausgang des Kampfes nicht wunderbar; denn im ganzen

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