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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Die Schlacht von Solferino am 24, Juni 1359

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mäßigen Kuppen, Höhen, Vertiefungen, steilen Abhängen, bedeckt durchOrtschaften, Gehöfte, Weinberge, Bauten und Anlagen aller Art. Er steigtin seiner höchsten, von einein alten viereckigen Turm, der Spia d'Jtaliagekrönten Erhebung, gerade am Südrande, bei Solferino, bis zu 350 Fußüber die Chieseebene empor.

Weiter südlich liegt dann vollkommen flaches und was in Oberitalien selten ist übersichtliches, gangbares Land, das Campo di Medole. Erstsüdlich von Guidizzolo und Medole beginnt wieder das gewöhnliche Ge-wirr von Wassergräben und BePflanzung.

Im Norden auf den Höhen focht im allgemeinen die II., im Süden inder Ebene die I. österreichische Armee.

Napoleon III. erkannte frühzeitig, bald nach 6 Uhr, daß er sich in seinerursprünglichen Auffassung geirrt habe, und es sich nicht um Vorhutgefechtegegen erkundende feindliche Abteilungen, sondern um eine entscheidendeSchlacht handle. Er erließ daher seine Befehle für eine solche. Das 1. und

2. französische Korps, gefolgt von den später aufgebrochenen Garden, solltendas österreichische Zentrum bei Solferino und San Cassiano durchbrechenund die beiden österreichischen Armeen voneinander trennen, das 4. und

3. Korps den österreichischen linken Flügel im Süden nur aufhalten, imNorden die Sardinier den rechten Flügel ernsthaft angreifen, zugleich abermit ihrem rechten Flügel in den Kampf bei Solferino eingreifen.

Auf österreichischer Seite wurde die wahre Bedeutung des Tages erstgegen Mittag erkannt, als sich Napoleons Anordnungen schon in vollerDurchführung befanden. Trotzdem hielt das österreichische Hauptquartieran der ursprünglichen Absicht fest, die Entscheidung durch den in nord-westlicher Richtung geführten Vorstoß der I. Armee zu suchen. Um 11^ Uhrergingen die Befehle Kaiser Franz Josefs in diesem Sinne.Der Gang der Schlacht war in großen Zügen der folgende:General Niel hatte seine Truppen, das 4. Korps und die beiden Kavallerie-divisionen, nach der Wegnahme von Medole, gegen Guidizzolo aufmar-schieren lassen und wies die vereinzelten Vorstöße des 9. österreichischen Korps Schaffgotsche siegreich zurück. Die den linken Flügel der Oster-reicher sichernde Kavalleriedivision Zedtwitz, vom feindlichen Feuer beiMedole überrascht, verließ das Schlachtfeld und ging nach Goito zurück.Links neben Niel entwickelte Mac Mahon das 2. französische Korps beiMorino und ging auf Cavriana vor. Das ihm entgegenkommende 3. öster-reichische Korps Schwarzenberg gelangte nicht mehr über Canuovo hinaus,und es entspann sich hier ein heftiger, stehender Kampf. Baraguey d'Hilliers schritt mit dem 1. französischen Korps von le Grole zum Angriff auf