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die ersten einberufenen Reserven beim Heere ein, auch neue Divisionender Armeen von Paris und Lyon . Die Österreicher konnten die beidenKorps vom Po und verschiedene Freiwilligentrupps, im ganzen an60 000 Mann frischer Streitkräfte, an sich ziehen. Noch war nichts end-gültig entschieden.
Für alle Fälle leitete Napoleon III. den Angriff auf das Festungs-viereck ein. Peschiera wurde am rechten Mincioufer von den Sardeneingeschlossen, Mantua zunächst von Goito aus beobachtet. Niel ging so-gar, durch die Österreicher nicht gehindert, über den Fluß bis Villafrancavor, Mac Mahon und die Garden stellten sich dahinter bei Valeggio auf;die französische Flotte erschien vor Venedig. Dennoch kam es zu keinemernsten Schlage mehr.
Die italienische Bewegung ging über das Maß dessen hinaus, was derKaiser selbst gewollt hatte. Er fürchtete, die Herrschaft über sie zu verlieren;er fürchtete auch für den eigenen Thron, wenn bei der Fortsetzung desbis jetzt glücklichen Feldzuges ein Rückschlag eintreten sollte. Hinter ihmam Rheine regte sich Preußen. Dessen geheime Pläne waren freilichnicht zu durchschauen. Aber es hatte sechs Armeekorps mobilisiert undschickte sich an, sie marschieren zu lassen. Das alles brachte ihn zu demEntschlüsse, auf die Befreiung Italiens bis zur Adria für diesmal zu ver-zichten und den Frieden zu schließen, der ihm für die Zukunft noch freieHand ließ. Er machte am 6. Juli Vorschläge, die am 8. Juli zu einemWaffenstillstände führten; denn auch Österreich hatte triftige Gründe gegendie Fortsetzung des Krieges. Das Mißtrauen in bezug auf Preußen ,dem nach den österreichischen Niederlagen von Magenta und Solferinobei einem gemeinsamen Kriege die Führung am Rhein nicht mehr streitiggemacht werden konnte, die unfreundliche Haltung Rußlands , das vierArmeekorps an der österreichischen Grenze aufgestellt hatte, die Sorge voreiner neuen Erhebung Ungarns , falls die Franzosen länger in der Adriablieben, die Schwierigkeit, die Lombardei zurückzuerobern und niederzu-halten, die Rücksicht auf die traurige Finanzlage des Reichs, ließen esratsam erscheinen, vom Äußersten Abstand zu nehmen. Am 11. hattendie beiden Kaiser eine Zusammenkunft und am 12. schon folgte der Prä-liminarfriede von Villafranca, diesem am 10. November der definitive zuZürich, der Venetien mit dem Festungsviereck bei Österreich beließ und dieLombardei zu Sardinien schlug. Er nahm ferner die Bildung eines ita-lienischen Staatenbundes in Aussicht, die jedoch bald durch die Erreig-nisse überholt und undurchführbar gemacht wurde. Sardinien trat, fürdie Übergabe der Lombardei, Nizza und Savoyen an Frankreich ab.