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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Die französischen Angriffspläne

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hielt der Kaiser sie zusammen. Die daraus entspringenden Schwierig-keiten der Handhabung wurden unterschätzt.

Die Garde, das 2., 3. und 4. Korps sammelten sich vorerst vorwärtsMetz zwischen der Mosel und der untern Saar , das 1. und 7. bei Bel-fort, Colmar und Straßburg . Zwischen beiden wurde das ö. Korps beiBitsch aufgestellt, das 6. rückwärts bei Chälons sur Marne. Ende Julisollte der Rechtsabmarsch der lothringischen Gruppe nach dem Elsaß be-ginnen, für die Deutschen überraschend.

Aber schon diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Zwar langten die Truppen-korper auf Friedensfuß rechtzeitig an der Grenze an. Die einberufenenReservemannschaften kamen indes nicht nach oder trafen ganz unvoll-zählig ein. Auf das Fuhrwesen wurde gewartet, die Feldverwaltung warnoch nicht im Gange. In den Versammlungsbezirken fehlten die Lebens-mittel. Aus den Festungen konnte nichts entnommen werden, da auch sienicht mit dem nötigen Kriegsbedarf versehen waren. Mangel riß baldbei der Armee ein. Dafür waren nach älteren Plänen ungeheure Vor-räte aller Art in den Grenzorten Weißenburg, Saargemünd und Forbach angehäuft worden, auf die man jetzt angewiesen war. Sie mußten aufalle Fälle geschützt werden, und das übte sofort auf die strategischen An-ordnungen Einfluß. Seit dem 19. Juli stand das 2. Korps, GeneralFrossard, bei Saarbrücken, dicht an der Grenze. Die Division Abel Douay vom 1. wurde nach Weißenburg vorgeschickt. Ende des Monats abersehlten noch verschiedene Truppenteile. Statt 300 000 ja, wie manvordem gerechnet 400 000 Mann, waren erst 200 000 da, nämlich rund140000 in Lothringen, 60 000 im Elsaß . Die Bewegung konnte nichtbegonnen werden; die Zeit verstrich, die Deutschen eröffneten den Feldzug.Die französische Armee blieb, noch unfertig, an ihre Versammlungsräumegefesselt. Der großartig gedachte Plan war schon in der Einleitung ge-scheitert. Das Vertrauen begann zu wanken. Man erwartete den An-griff des Gegners vom Mittelrhein her, wo sich bedeutende Truppenmassenversammelt haben sollten, ohne daß Genaueres über sie bekannt war.Unter drohenden Vorzeichen begann der Krieg. Als der Kaiser am 28. Juliin Metz eintraf, waren die Armeen noch bei weitem nicht bereit, die Feind-seligkeiten zu eröffnen. Marschall Bazaine, der den Auftrag erhielt, dieSaar zu überschreiten, erklärte dies für unmöglich.

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