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VIII. Der Krieg von 1870/71
die Flanken des Feindes vorgingen. Der Abwehr würde der Gegenstoßmit um so größerer Überlegenheit und vernichtender Wucht gefolgt sein, so-bald die täglich anwachsende Überlegenheit eingetreten war.
Nach diesem einfachen Plane kam der deutsche Aufmarsch auch zur Aus-führung. Baden, Bayern und Württemberg hatten sich inzwischen ohneZögern Preußen angeschlossen und ihre Truppen König Wilhelm unter-stellt. Fünfzehn Armeekorps, zwei selbständige Felddivisionen und viermobile Landwehrdivisionen standen damit zum Einmärsche nach Frankreich zur Verfügung, ein Heer von 462000 Mann Infanterie, S6 800 Pfer-den, 1584 Geschützen — beinahe die doppelte Übermacht gegen die franzö-sischen Streitkräfte.
Auf ueun durchlaufenden Eisenbahnlinien begann am 23. Juli derMassentransport. Von allen aktiven Truppen blieb nur die 17. Division,die im 9. Armeekorps durch die 25. — die hessische — ersetzt wurde, imLande zurück. Sie übernahm mit den mobilen Landwehrdivisionen denSchutz der heimatlichen Küsten. Drei im Osten der preußischen Monarchiestehende Korps, das 1., 2. und 6., die ohnehin auf den bis zur äußerstenGrenze ihrer Leistungsfähigkeit belasteten Eisenbahnen nicht sogleich folgenkonnten, standen vorläufig noch für den Notfall gegen Österreich zur Ver-fügung. Bekannt war um diese Zeit schon, daß die Franzosen wirklichmit den Friedensstärken ausgerückt wären, so daß man sie bald auf deut-schem Boden erwarten konnte.
Die drei Armeen an der Grenze bildeten sich danach unter entsprechen-der Abänderung der Aufmarschräume, wie folgt:
die I. aus dem 7. und 8. Korps und der 3. Kavalleriedivision be-stehend, unter General v. Steinmetz, südöstlich Trier ,
die II. aus dem Garde, 3., 4., 9., 10. und 12. Korps nebst der S.und 6. Kavalleriedivision unter Prinz Friedrich Karl von Preußen imRheinwinkel südlich Mainz ,
die III. aus dem 5. und 11. preußischen, dem 1. und 2. bayrischenKorps, der badischen und württembergischen Division und der 4. Kavallerie-division unter dem Kronprinzen von Preußen um Landau .
Für die Abwehr der Franzosen hatte Prinz Friedrich Karl eine Stellungbei Göllheim gewählt.
Vorgreifend ist zu erwähnen, daß bis zum 5. August auch noch die imOsten zurückgebliebenen Truppen an die Armeen verteilt wurden und das1. Korps mit der 1. Kavalleriedivision zur I., das 2. Korps zur II., das6. Korps mit der 2. Kavalleriedivision zur III. Armee hinzutraten.
Von da ab bestand die I. Armee aus 3 Korps und 2 Kavalleriedivi-