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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VIII, Der Krieg von 1870/71

Niederwald vor. Nach langen vergeblichen Anstrengungen gelang es, daserste Hindernis, den massiven Albrechtshäuser Hof, der in Brand geschossenwerden mußte, zu nehmen. Dann ging es weiter, als plötzlich der sieg-reichen Infanterie eine breite Kavalleriewoge entgegenbrauste. Es war dieBrigade Michel, die von General Lartigue, der auf dem rechten französischenFlügel kommandierte, denBitten des Kavalleriedivisionskommandeurs Duhesmeentgegen, eingesetzt wurde, um eine Umklammerung zu verhüten. Sie nahmdie allgemeine Richtung auf Morsbronn, zerschellte aber an vorher nichterkundeten Gräben, dichten Baumreihen, Hindernissen aller Art und demvon allen Seiten sie empfangenden Feuer der preußischen Infanterie.Diese verschmähte es, Knäuel oder gar Vierecke zu bilden, sondern empfingdie heranstürmenden Reiter nur mit Feuer, in welcher Ordnung sie geradesein mochte. Zuletzt griffen auch preußische Husaren ein und zerstreutendie sich wieder sammelnden Reste. Nur wenige Reiter entkamen, zumTeil über Morsbronn südlich. Die Brigade Michel hatte aufgehört zuexistieren.

Dennoch hatte General Lartigue recht gehabt. Unter dem Schutze desKavallerieangriffs erreichte seine Infanterie den Niederwald und setzte sichdort fest. Ja, sie unternahm sogar einen vorübergehenden erfolgreichenheftigen Vorstoß gegen den Albrechtshäuser Hof. Dieselben algerischenSchützen, die bei Weißenburg am Bahnhof so brav gefochten, führtenihn aus. Der Hof mußte nochmals erobert werden. Erst als dies, mitkräftiger Unterstützung der Batterien von Gunstett her, gelungen, und vomlinken Flügel aus Eberbach besetzt war, gelang es, den Niederwald zunehmen. Dieser wurde vom Feinde gesäubert und auch das Gehölz zwischenihm und Elsaßhausen erstürmt.

Der entscheidende Akt der Schlacht, der Kampf um Elsaßhausen undFroeschwiller begann. In dem eroberten Gehölz wurden die Eingedrungenenvon der Stellung von Elsaßhausen her durch das heftigste Gewehr- undGeschützfeuer der Franzosen überschüttet. Unter ihm untätig zu verbleiben,war nicht möglich. General v. Bose, der kommandierende General des11. Armeekorps, zog daher seine letzten frischen Bataillone und die amrechten Sauerufer eingetroffenen Batterien in den Kampf, die benachbartenTeile des 5. Korps schlössen sich an. Auf sein Zeichen setzte sich allesmit kräftigem Hurra in Bewegung. Das schon brennende Dorf wurdeim ersten Anlaufe genommen, zahlreiche Gefangene und auch Geschützefielen in die Gewalt der Sieger. Westlich Elsaßhausen drangen dieseschon gegen die Rückzugslinie der Verteidiger vor.

Mac Mahon fühlte das Kritische des Augenblicks und das Verzweifelte