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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VIII. Der Krieg von 1870/71

Friedrich Karl war bis dahin in seiner Meinung noch schwankend gewesen,ob er die feindlichen Hauptkräfte noch bei Metz oder schon auf dem weiterenRückzüge annehmen solle. Allgemein ward das letztere für das Wahrschein-liche gehalten. Die Besorgnis begann sich in der Armee zu regen, daßdie Franzosen auch von der Mosel entkommen und sich mit Mac Mahon und den im Innern vorbereiteten Verstärkungen vereinigen könnten. VonHerny brachte ein Ordonnanzoffizier ins Hauptquartier von Pont-ä-Moufsonden Ausspruch mit:Wir haben den Franzosen den Abschied von Metzentweder leicht oder schwer gemacht." Auch der Prinz neigte nun dazu,anzunehmen, daß Eile nach Westen geboten sei.Nicht auf Fehler rechnen,die der Feind machen wird, sondern seine Maßregeln so treffen, daß manihm nach Möglichkeit begegnet, wenn er ganz nach der Regel verfährt' ,so lautete ein Satz, den er in seinenNotizen zum Gebrauch im Felde"für sich selber niedergeschrieben. Er hielt den Abmarsch des Feindes fürdas Richtige und die Anzeichen dafür, daß er wirklich eingetreten fei, fürausreichend. General v. Alvensleben, dem er besonderes Vertrauen schenkte,war der gleichen Ansicht. Am 15. August konnten aber erst das 3., 10.,Garde- und 4. Korps an der Mosel sein, und ein Einholen der schon imvollen Abmarsch angenommenen Franzosen schien frühestens an der Maaswahrscheinlich, sie bald zu erreichen deshalb für geboten.

Freilich war die Kavalleriedivision Rheinbaben schon am linken Ufervoraus, die 6. sollte ihr folgen, die Kavallerie der Garde sich von ihremKorps trennen und ebenfalls weit vorwärts verwendet werden. Eine imgroßen Stile angeordnete Aufklärung westlich von Metz war durch einenBefehl des Prinzen vom 12. August eingeleitet worden und dabei vor-ausgesetzt, daß die Kavallerie der I. Armee nördlich um Metz herum derder II. die Hand reichen werde. Aber Reiterei allein konnte den Feindnicht aufhalten. Zudem kam der Gedanke nicht zur vollen Durchführung.Die Kavallerie der I. Armee versagte; sie ließ sich durch die Mosel auf-halten. Es fehlte uns damals im Überschreiten der Flüsse die notwendigeÜbung.

Freilich entdeckte die 5. Kavalleriedivision noch am Abend des 15. Augustfeindliche Lager dicht westlich von Metz . Aber die Meldung darüber ge-langte nicht ins Armeehauptquartier. So blieb die Vorstellung, daß dieFranzosen im schnellen Abmarsch zur Maas wären, auch für den nächstenTag bestehen.

Eine eigentümliche Lage bildete sich in der folgenden Nacht für diebeiden kümpfenden Heere heraus. Franzosen und Deutsche standen an derMosel nebeneinander, das Gesicht gegen Westen gewendet, der rechte deutsche