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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Das 10. Korps und Prinz Friedrich Karl auf dem Schlachtfelde 429

Artillerie eilte auch hier voraus und kam gerade jetzt bei Tronville an,um die Franzosen im weiteren Vordringen aufzuhalten. Sie traten nichtaus den Büschen heraus. Daun erschien die 20. Division uuter Geueralv. Kraatz bei Tronville und ging sogleich ihrerseits vor. Die viel um-strittenen Büsche wurden von ihr wieder genommen. Ihre Vorhut, diesich gegen Rezonville gewendet hatte, war dort bei einem Augriff auf dieHöhen vor dem Dorfe gescheitert.

Aber noch eine andere Verstärkung kam. Prinz Friedrich Karl erschienauf dem Schlachtfelde ein Armeekorps wert, wie es sein treuerBerater und Generalstabschef Stiehle ihm damals in der großen Stundeaussprach. Früh hatte er die lakonische Meldung erhalten:FeindlicheLager bei Vionville uud Rezonville. 3. Armeekorps geht vereinigt vor."Das war in dem Augenblick geschrieben, als General v. Alvensleben seineTruppen hatte aufmarschieren lassen. Dann folgte lange nichts mehrgemeinhin ein ernstes Anzeichen. Leute, welche die Höhen bei Pont-ä-Mousson am Vormittage erstiegen, wollten Kanonendonner gehört haben.Endlich um 2 Uhr 5 Minuten nachmittags traf Meldung von GeneralKraatz ein, daß das 3. Korps im Kampfe gegen feindliche Übermacht stünde,daß er das 10. Korps benachrichtigt habe und nach dem Schlachtfeldmarschiere.

Nun duldete es auch den Prinzen nicht mehr in seinem Hauptquartier.Wie Rolands Horn schallte der Ruf seiner Getreuen zu ihm hinüber.Er verabschiedete sich von dem eben in Pont ä Mvusson eingetroffenenKronprinzen von Sachsen und erreichte im ununterbrochen schnellen Rittdie Höhe am Bois de Vionville etwa um ^4 Uhr. General v. Stülp-nagel meldete sich dort bei ihm und erstattete Bericht über das Vorge-fallene. So gewann der Prinz sogleich eine Übersicht über den bisherigenGang der Schlacht. Deutlich war zu erkennen, daß nicht eine Nachhut,sondern die ganze französische Armee oder doch deren größter Teil drübenentwickelt im Kampfe stand. Was war zu tun? Truppen brachte derPrinz nicht mit. Das 10., das 9., ja auch das 8. Korps hatten schonNachricht von der tobenden Schlacht. Sonst war keine Unterstützung inder Nähe, also nur an die entfernteren Teile der Armee zu denken.Wohl wäre es daher das beste gewesen, sogleich den Befehl an das sächsischeKorps und die Garden zu befördern, daß sie in ununterbrochenem Marscheherankommen sollten. Das 2. und 4. Korps mußten Nachricht erhalten.Die Mitteilungen sind auch entworfen worden. Aber der unmittelbareEindruck der Schlacht war so groß, der Anblick des Kampfes fesselte sosehr Augen und Gemüter, daß die Absendung unterblieb.