Gefechte von Longeau und Nuits
549
Der Leldzug von Le Mans in, Januar 1^871l
(S. Skizze 65)
General Chanzy hatte sein Hauptquartier am 19. Dezember in Le Mansaufgeschlagen und war seitdem unermüdlich tätig gewesen, seine Armeewieder instand zu setzen. Die Absicht, Paris zu befreien, hatte er keines-wegs aufgegeben. „Lg-uvei- ?aris sst 1s Luxrews bonnsui'!" hatte ereines Tages geäußert. Zunächst war es seine Absicht, auf Chartres vor-zugehen, von dortMantes an der unteren Seine (vergl. Skizze 60, Seite 522)zu erreichen und Versailles zu bedrohen. Am 22. brachte ihm KapitänBoisdeffre, der Paris im Ballon verlassen hatte, die Mitteilung Trochus,daß die Hauptstadt sich nur noch bis zum 20. Januar halten könne,aber zur Befreiung der Hilfe von außen bedürfe. Sofort schlug er derRegierungsdelegation ein gemeinsames Vorgehen der drei Provinzial-armeen gegen Paris vor. Er selbst wollte über Chartres und Evreux angreifen; Bourbaki sollte das gleiche über Nogent-sur-Seine und CtMeauThierry, Faidherbe über Beauvais und Compiegne ausführen. Nur einesolche Einheit der Handlung könne Erfolg haben.
Gambetta widersetzte sich. Schon war der Zug Bourbakis nach demOsten eingeleitet. Man versprach sich viel davon und konnte ihn auchfüglich nicht mehr ändern. Es blieb Chanzy nur übrig, den direktenEntsatzversuch allein zu unternehmen, sobald er es vermochte.
Einstweilen sandte er fliegende Kolonnen aus, um sich zu sichern, seineTruppen zu üben und die Deutschen in Atem zu halten. Sie hatten dem10. Korps und der 5. Kavalleriedivision die schon geschilderten Dezember-gefechte geliefert.
Inzwischen nahte, noch ehe an den Marsch nach Paris gedacht werdenkonnte, der erneute Angriff der Deutschen.
In Versailles hatte man ein gemeinsames Handeln der Armee Chanzysund Bourbakis gegen die deutschen Kräfte an der Loire oder gegen Paris für wahrscheinlich gehalten und nahm sogar das am 31. Dezember gleich-zeitig erfolgende Auftreten der Franzosen bei Vendüme und Briare fürdas Anzeichen der bevorstehenden allgemeinen Offensive. Freilich lagenauch schon Gerüchte vom Abmarsch Bourbakis nach dem Osten vor; dochohne so bestimmte Form anzunehmen, daß man darauf entscheidende Maß-regeln aufbauen konnte.
Klar war jedenfalls, daß eine neue große Anstrengung der Franzosenbevorstehe, und daß keine Zeit zu verlieren sei, wollte man ihnen zuvor-kommen.