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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VIII. Der Krieg von 1870/71

gegen Mitte Dezember die preußische Brigade seines Korps unter Generalv. der Goltz gegen diesen Platz. Bei Longeau südlich Langres traf sieauf den Feind, griff ihn sofort an, brachte ihm einen Verlust von 200Mann an Toten und Verwundeten bei, nahm ihm 50 Gefangene und2 Geschütze ab und warf ihn in die Festung zurück. Das gleiche geschahiu den nächsten Tagen mit den außerhalb derselben untergebrachten Mobil-garden. Dann nahm General v. der Goltz zum Schutze der großen Eisen-bahnlinien Aufstellung vor den Nordfronten.

Auch von Süden wurde General v. Werder bedrängt und setzte sich ander Spitze der 1. und 2. badischen Brigade am 18. Dezember gegen Nuitsin Bewegung. Bei Boncourt , nahe vor dieser Stadt, stieß seine Avant-garde auf den Feind, nahm den Ort aber nach lebhaftem Widerstande umMittag ein. Damit begann das hartnäckige und verhältnismäßig blutigeGefecht von Nuits gegen die französische Division Cremer, deren jugend-licher Führer ein Mann von ungewöhnlicher Energie war. Als Kapitänund Adjutant der Brigade Clinchant fiel er durch die Kapitulation vonMetz in Gefangenschaft, wußte jedoch zu entkommen, stellte sich der Regierungder Nationalverteidigung zur Verfügung und verstand es, aus kleinenAnfängen eine Division zu bilden. Sie zählte mehr als 10 000 Mannund zeichnete sich unter den Truppen der Republik durch besondere Tüchtig-keit aus. Begünstigt durch das Feuer seiner, auf den Vorhöhen der Cüted'or aufgestellten Batterien verteidigte Cremer die Stadt hartnäckig gegenden um 2 Uhr nachmittags beginnenden allgemeinen Angriff. Nur untergroßen Verlusten zumal an höheren Offizieren arbeitete sich diebadische Infanterie über die freie Talebene vorwärts und warf den Feindum 4 Uhr nach Nuits zurück, das er dann um 5 Uhr vor den anstürmen-den Bataillonen räumte. Nachts lagerten die siegreichen Brigaden alarm-bereit auf dem Marktplatze der Stadt und in den nächsten östlich gelegenenOrtschaften. Sie hatten an 940 Mann verloren, aber 650 unverwundeteFeinde gefangen genommen. Cremer büßte im ganzen 1700 Mann ein.

Am Morgen erkannte man, daß der Feind weiter zurückgegangen sei;doch fühlte sich General v. Werder zu schwach, um zu folgen. Er gingwieder nach Dijon zurück und zog dort alle verfügbaren Kräfte, auch diepreußische Brigade, zu sich heran, einen Angriff erwartend. Der MonatDezember verlief indessen weiterhin ruhig.

Bei Belfort erschwerte der tätige Kommandant die Lage der Reserve-division so, daß General v. Werder schon 7 Bataillone zu ihrer Verstärkunghatte abgeben müssen.