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VIII. Der Krieg von 1870/71
brachte alle verfügbaren Kräfte bei Essigny dagegen ins Feuer. Die Fran-zosen begannen zu weichen und nun ging es auf der ganzen deutschenLinie des rechten Flügels vorwärts. Grugies wurde endlich genommenund auch die Vorstadt von St. Quentin und der Bahnhof erreicht, andem sich nur noch die Nachhut des 22. französischen Korps schlug.
Lebhaft hatte bei diesen letzten Kämpfen auch die Kavallerie eingegriffen,das Vorurteil widerlegend, daß sie auf dem Schlachtfelde nicht zu wirkenvermöge.
Zum Glück für General Lecointe behauptete sich an der anderen Somme-seite das 23. Korps noch immer. Auch dort aber führte General v. Goebendie Entscheidung durch eine neue von ihm gesammelte Reserve herbei, dieer auf das Gefechtsfeld der 15. Division entsandte. Sie ging auf derStraße von Hain vor und riß den linken Armeeflügel mit.
Das lange umstrittene Dorf Francilly wurde jetzt den Franzosen end-gültig entrissen. Wohl holte Paulze d'Jvoy wiederum seine Reserve, jaselbst die Brigade Pauly zum Gegenangriff heran, aber ihre Kräfte ge-nügten nicht mehr, einen Umschwung herbeizuführen. Als in der Haupt-angriffsrichtung am Wege von Savh 48 deutsche Geschütze zusammen-gebracht wurden, und dann die Infanterie zum Angriff ansetzte, gabenauch hier die Franzosen nach und gingen, unter Verlust eines Geschützes,gegen St. Quentin zurück. Von 5 Uhr ab beschränkten sie sich auf dieVerteidigung der Vorstadt St. Martin, die von 6 preußischen Batterienbeschossen wurde. Die Angreifer drangen ein, und der Kampf setzte sichin den Straßen fort.
General Faidherbe hatte schon um 4 Uhr eingesehen, daß sich das23. Korps nicht werde behaupten können. Er schwankte zwischen nächtlichemRückzug und Fortsetzung des Widerstandes, der ihn in Gefahr brachte, inSt. Quentin eingeschlossen zu werden, als General Lecointe eintraf, derihm meldete, daß er das linke Sommeufer habe aufgeben müssen und unterdem Schutze des wacker kümpfenden 23. Korps seinen Rückzug auf Le Cateau-Cambresis eingeleitet habe. Nun sandte Faidherbe auch an Paulze d'Jvoyden Rückzugsbefehl, der diesen General aber erst um 6 Uhr traf, als derrechte Flügel seiner Truppen bereits auf dem Wege nach Cambrai war.Brav verteidigte der linke sich noch in der Vorstadt St. Martin, um denDurchzug der Waffengefährten durch St. Quentin zu sichern. Es wardsein Verhängnis, denn die von Süden in die Stadt eingedrungenen Siegerkamen ihm in den Rücken. Ein großer Teil fiel in Gefangenschaft. DasInfanterieregiment 41 erbeutete allein deren 2260 mit 54 Offizieren nebst5 Geschützen. Um 6^/, Uhr war alles zu Ende; die Deutschen lagerten