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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VIII. Der Krieg von 1870/71

Sieben Monate hatte der Riesenkampf gedauert, der eine neue Ära inder Entwicklung der Kriegskunst und der Geschichte der Kämpfe zwischengroßen Völkern eröffnete. Ein Aufgebot der nationalen Kraft, wie esFrankreich unter dem Drucke der Not vollbracht hatte, war bis dahin nochnicht gesehen worden. Die geschichtliche Periode der Massenheere unddie Verwertung der gesamten Volkskraft zum Kampfe gegen den Feindbegann.

Aber auch der rastlose Verlauf, der keinen längeren Stillstand geduldet hatte,war neu. Fast kein Tag verlief ohne Gefecht. In acht blutigen Schlachtenbrach das zweite Kaiserreich zusammen und seine Armee, die wir bei Ma-genta und Solferino haben siegen sehen, verschwand vom Kriegsschauplatz.Zwölf Schlachten waren nötig, um die Heere der Republik zum weiterenWiderstande unfähig zu machen. Dazu kam die Bezwingung der Haupt-stadt, die eineni ganzen Feldzuge für sich gleicht.

Ohne Beispiel steht es in der Geschichte da, daß die Deutschen, die inder Schweiz entwaffneten Truppen Clinchants mitgerechnet, nicht wenigerals 21608 Offiziere, 702 047 Mann zu Gefangenen gemacht, 107 Fahnenund Adler, 1915 Feld-, 5526 Festungsgeschütze erobert hatten. Ihr eigenerVerlust im Kriege betrug: 6247 Offiziere, 123 453 Mann, 1 Fahne und6 Geschütze.

Das Deutsche Reich aber war erstanden. Des Schwertes Schärfe hattees endlich nach so langer Zeit vergeblichen Harrens und Hoffens geschaffen.